Informatik-Professor Hermann Maurer im Interview

"Google ist die mächtigste Detektei, die es je gab"

Gesetze zum Schutz der Privatsphäre

pressetext: Sie sind ja auch Sci-Fi-Autor. In Ihrer Romanreihe "Xperten" geht es um Menschen mit außergewöhnlichen und "übersinnlichen" Fähigkeiten, die diese in vielen Situationen zum Wohle der Menschheit einsetzen. Mehrere Ihrer Romanhelden sind dabei Wissenschaftler und Techniker, die sehr aktiv den positiven Einsatz heutiger und künftiger Technologien forcieren und gegen mächtige Personen und Systeme kämpfen, die Technik für schändliche Zwecke missbrauchen. Sehen Sie sich auch in dieser Rolle?

Maurer: Nein, das würde ich so nicht sagen. Es ist natürlich so, dass man als Techniker oder Wissenschaftler sehr viele Labors und Forschungsstätten in der Welt besucht und dort einige Dinge zu Gesicht bekommt, die man kaum für möglich hält und die eigentlich noch Science Fiction sind. Da ist man oft auch als Wissenschaftler sehr verblüfft darüber, wie weit die Entwicklungen in den Labors schon gediehen sind. Daher erklärt sich auch meine persönliche Tendenz, mich mit solchen Themen zu beschäftigen. Mit der Romanserie habe ich eigentlich vor, zu zeigen, dass alle übersinnlichen Fähigkeiten letztendlich auch durch Technik simulierbar sind. Ich habe schön öfters auch Vorträge zum Thema "Wunder und Technik" gehalten. Hier zeige ich auf, wie Sachen, die vor 200 Jahren noch als Wunder betrachtet worden sind, heute als ganz normal wahrgenommen werden. Genauso bin ich davon überzeugt, dass Phänomene wie Telepathie oder Telekinese, die man heute noch für Wunder hält, irgendwann einmal technisch eingeholt werden. Gleichzeitig will ich mit meinen Büchern aber auch auf die Gefahren der Technik hinweisen.

pressetext: Welche Gefahren der Technik sind Ihrer Meinung nach besonders aktuell?

Maurer: Besonders die Überwachungsproblematik erscheint mir derzeit ein wichtiger Punkt. Hier hinkt der Gesetzgeber hinter den Gegebenheiten deutlich hinterher. Wir brauchen dringend Gesetze, die unsere Privatsphäre stärker vor Eingriffen schützen. Um das zu schaffen, ist es notwendig, genügend öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Entscheidungsträger sollen einsehen, dass da was getan werden muss. Der Druck auf die Politik ist derzeit noch viel zu gering, dass solche Fragen ernsthaft angepackt werden.

pressetext: Vielen Dank für das Gespräch. (pte/ala)

Hinweis: Auf der Homepage von Professor Maurer finden sich unter anderem seine aktuellen Publikationen "Report on dangers and opportunities posed by large search engines, particularly Google" (PDF) und "Google - Freund oder Feind" (PDF aus "Informatik Spektrum Vol. 30, Nr. 4 (2007)).