Faktor 10

Transfer in Mikrosekunden

Das Kunststück liegt nun darin, daß auf beiden Seiten die zum Patent angemeldete SiliconTCP-Hardware verfügbar sein muß, die intern die fehlenden Synchronisations- und Kontrollfunktionen der übergangenen Layer in Echtzeit nachrechnen, also die fehlenden Layer simulieren muß. Zwischen den einzelnen Stationen erfolgt der Transfer dann im Bereich von etwa 7 Mikrosekunden.

Die Firma Interprophet will sich jedoch nicht aktiv am Hardware-Geschäft beteiligen. Um die Verbreitung der eigenen Technik voranzutreiben steht Lynne Greer Jolitz mit potentiellen Lizenznehmern in Verbindung: "Wir lizenzieren die von uns entwickelte Hard- und Software, so wie es beispielsweise auch Rambus macht, direkt an die Hersteller. Der Markt ist so riesig, da würden eigene Endprodukte unseren Blick vom Wesentlichen abbringen".

In entsprechenden Netzwerkchips schlummert SiliconTCP vollkommen transparent ohne mit dem Rest der Hardware zu kollidieren, bis ein am Netzwerk angeschlossenes Endgerät ebenfalls über die gleiche Funktion verfügt. Transfers zwischen diesen beiden Systemen werden dann über die "aktive" Level-4-Fehlerbehandlung abgewickelt und sind damit deutlich schneller. Jedes weitere Endgerät auf dem Pfad der Daten von A nach B erhöht den absoluten Durchsatz über die gesamte Strecke direkt, da zwischen diesen Stationen die verkürzte Fehlerkorrektur mit der spürbar verringerten Latenzzeit zum Tragen kommt. Den Versuch mancher Firmen, den Transfer im Layer 3 zu optimieren kann Jolitz nicht so recht nachvollziehen: "Die derzeitigen Lösungen, über das Layer 3 mehr aus der Infrastruktur herauszuholen, nutzen insgeheim schon einige Level-4-Features. Warum arbeitet man dann nicht gleich komplett in diesem Layer"?

Doch Interprohet sieht nicht nur im Internet das Potential für die eigene Technik. In Intranets lassen sich auf die gleiche Weise deutliche Performancesteigerungen erzielen, ohne daß der Netzwerkverantwortliche gleich die gesamte Hardware im Unternehmen umstrukturieren muß. Bill Jolitz schlägt vielmehr vor: "Üblicherweise beginnt man im Intranet mit der Verbindung der einzelnen Server untereinander. Dann folgen die Clients mit dem größten Performancebedarf." Vom Oracle-Parallel-Datenbankserver über ein Wolfpack-NT-Cluster bis zu Tier-2-Anwendungen wie SAP reicht die Palette der möglichen Einsatzgebiete. Da in den vertikalen Lösungen Client und Server mit speziell angepaßten und optimierten Treibern auf Tier-1-Ebene direkt miteinander "reden" könnten, sei eine spürbar verringerte Latenzzeit zu erwarten, die etwa einer SAP-Lösung ohne große Investitionen neues Leben einhaucht. Jolitz geht noch einen Schritt weiter: "Der Vorteil einer Solaris-basierenden Workstation liegt heute einzig und alleine in der geringen Latenzzeit. Mit unserer Technik schlägt ein NT-Server jede Sun-Workstation. Das könnte eine Lawine auslösen".