Express per Glasfaser

Das fünfte "Fenster" des Glasfaserspektrums

Die Glasfaser begrenzt jedoch auf Grund von Nichtlinearitäten und Dispersionen die überbrückbaren Entfernungen der Übertragungssysteme. Hierbei besteht ein enger Zusammenhang mit der Übertragungsrate. Um höhere Bandbreiten zu erzielen, verlegen die Netzbetreiber seit kurzem verstärkt NZDF-Fasern (NZDF = Non Zero Dispersion Shifted Fiber), mit denen sich Wellenmultiplexsysteme mit vielen Kanälen realisieren lassen. Mit der "Truewave-RS"-Faser (RS = Reduced Slope) von Lucent können Anbieter von Fernverkehrsdiensten höhere Kapazitäten und zukunftssichere Lösungen für die kommenden High-Speed-DWDM-Systeme (DWDM = Dense Wavelength Division Multiplexing) realisieren. Die Truewave-RS-Faser wurde als erste Einmodenfaser speziell für schnelle Fernverkehrsnetze mit optischen Verstärkern konzipiert, die im dritten und vierten "Fenster" des Faserspektrums arbeiten. Die von den Bell Laboratories entwickelte Technik führt im Bereich von 1530 bis 1620 nm (nm = Nanometer, 1 Millionstel Millimeter) zu einer starken Verringerung der Dispersion, sodass sich zusätzliche Wellenlängen verwenden lassen.

Heutige DWDM-Systeme mit optischen Verstärkern arbeiten im 1530- bis 1565-nm-Bereich, also dem dritten Bereich des Faserspektrums. Künftige Systeme werden das dritte und vierte Fenster zwischen 1565 und 1620 nm nutzen. Damit lassen sich die Netzkapazität und die Leistung erhöhen. Die Truewave-RS-Faser optimiert die Leistung in beiden Wellenlängenbereichen. Einer der wichtigsten Parameter bei der Entwicklung von Fasern für Hochgeschwindigkeitsnetze ist ein flacher Anstieg der Dispersionskurve. Bei der Truewave-RS-Faser ist die Steigung gegenüber anderen marktgängigen Fasern um 35 bis 55 Prozent geringer.

Mit Hilfe eines neuen Verfahrens fertigt Lucent eine Glasfaser, die in einem bisher nicht genutzten Bereich des Faserspektrums einsetzbar ist. Bei der Produktion der Leitungen blieb bisher immer ein bestimmter Anteil an Wasser in Form von Hydroxid-Ionen in der Faser zurück, sodass bestimmte Lichtregionen im Faserspektrum aufgrund von Absorption nicht genutzt werden konnten. Mit Hilfe eines neuen patentierten Reinigungsverfahrens entfernt Lucent bei der "Allwave"-Glasfaser praktisch alle Wasseranteile. Damit stehen 100 nm mehr Bandbreite als bei herkömmlichen Einmodenfasern zur Verfügung und das gesamte Faserspektrum kann genutzt werden.