Energiekosten im Mittelstand

Energiemanagement hilft beim Stromsparen

Energiemanagement: Im Mittelstand fehlt das Personal

Besonders knifflig, das weiß Gerd Marx, Leiter Energieberatung für Unternehmen und Kommunen bei der Energieagentur NRW, ist das Thema Energiemanagement für Mittelständler. „Firmen mit wenigen hundert Mitarbeitern haben für diese Aufgaben kein Personal. Meist kauft der Geschäftsführer oder Prokurist Energie ein, und der Produktmanager ist gleichzeitig der Energiemanager.“ Deshalb sei es nicht sinnvoll, hier gleich mit der Auswahl eines möglicherweise teuren, IT-gestützten Energiemanagementsystems zu beginnen. Vielmehr sollten sich Unternehmen erst einmal beraten lassen.

Wie qualifiziert eine Beratung ist, lässt sich weniger an Kurszertifikaten oder Ähnlichem ablesen sondern an Referenzen. „Wichtig ist, dass die Berater die Prozesse der betreffenden Branche genau kennen“, meint Marx. Ein Beispiel für neutrale Beratung sind die Energielotsen bei der IHK, die vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert werden. Energieberater müssen qualifiziert und neutral sein – an Softwarehersteller gebundene Berater missverstehen ihre Aufgabe leider oft als Verkaufsförderung für das firmeneigene EMS-Produkt.

Für Energieberatung durch qualifizierte Berater und die anschließende Umsetzung gibt es Fördermittel. So fördert beispielsweise die KfW bei Unternehmen bis 250 Mitarbeitern eine zweitägige Initialberatung, die 800 Euro Tagessatz kostet, mit 80 Prozent, eine zehntägige Detailberatung mit 60 Prozent. Rund 8000 Unternehmen beanspruchen diese Förderung jährlich. Als Ergebnis der Beratung werden Einsparmaßnahmen festgelegt, die jährlich zu überprüfen sind. Hier kommen die klassischen EMS zum Einsatz: Sie lesen die Daten aus den Zählern oder bei Handerfassung aus entsprechender Software aus und verdichten sie zu aussagekräftigen Report-Formaten. Für eine EMS-Software gibt es aber keine Subventionen.

Wird ein dauerhafter Einsparprozess ins Auge gefasst, sollten sich kleine und mittelständische Betriebe überlegen, ob sie gleich in eine Spezialsoftware investieren oder zumindest anfangs mit Bordmitteln wie Excel arbeiten möchten. Was der bessere Weg ist, muss individuell ermittelt werden. Eine mittelständische Molkerei mit einem dreistelligen Millionenumsatz, die gern ungenannt bleiben möchte, schwört auf eine selbst entwickelte EMS-Lösung, die Daten aus dem Prozessleitsystem in Excel einspeist. Das Investitionsvolumen beziffert das Unternehmen auf 8000 Euro; eine Softwarelösung von der Stange, die wirklich alles umfasse, was man brauche, sei erheblich teurer. Der Betrieb plant vorläufig mit steigenden Energieverbräuchen, obwohl pro Kilo Michprodukte jährlich 1,5 Prozent weniger Energie eingesetzt werden soll.

„Office und Excel sind viel zu umständlich“, meint Enrico Sonnefeld, Leiter Instandhaltung beim Aluminiumverarbeiter Alupress GmbH
„Office und Excel sind viel zu umständlich“, meint Enrico Sonnefeld, Leiter Instandhaltung beim Aluminiumverarbeiter Alupress GmbH
Foto: Alupress

Ganz anders sieht das Enrico Sonnefeld, Leiter Instandhaltung beim Aluminiumverarbeiter Alupress GmbH Hildburghausen mit Stammsitz in Brixen (Italien), der insgesamt 970 Mitarbeiter beschäftigt. „Wir sind mit Office und Excel ins Energiemanagement eingestiegen, haben aber bald festgestellt, dass der Aufwand hiermit sehr hoch war, um bei einem Zertifizierungs-Audit alle benötigten Daten bereitzustellen zu können. Man braucht eine Lösung, in die die Energiemanagement-Terminologie bereits eingepflegt ist“, meint er. Inzwischen nutzt das Unternehmen das EMS Interwatt von Ingsoft.