Digital Rights Management

DRM - Schutz oder Problem?

Was noch kommen kann: DRM für HTML

Selbstverständlich wollen auch die Entwickler von Web-Anwendungen ihre Inhalte geschützt wissen. Sie haben es nicht mehr ganz so einfach wie die Programmierer klassischer Applikationen, die ihren Quellcode kompilieren und damit einen Nachbau fast aussichtlos machen. In Zeiten des World Wide Webs ist es nicht ganz so einfach mit dem Schutz - selbst technisch weniger begabte Nutzer wissen, wie leicht sich HTML-Inhalte oder Scripting-Anwendungen kopieren lassen. Auch in Web-Seiten eingebettete Audio- und Video-Dateien sind ohne gesonderten Schutz in Sekundenschnelle auf den lokalen Rechner heruntergeladen und kopiert.

Um die Rechte der Web-Entwickler zu stärken, möchte die HTML-Arbeitsgruppe des World Wide Web Consortiums (W3C) DRM-Systeme nun auch in HTML integrieren. Für die sogenannten Encrypted Media Extensions (EME) in HTML liegt seit Mai 2013 ein entsprechender Arbeitsentwurf vor. Geplant ist eine neue Programmierschnittstelle (Application Programming Interface - API) für HTML, mit deren Hilfe die Wiedergabe von geschützten Inhalten auf Web-Seiten gesteuert und überwacht werden kann. Große Unternehmen wie Microsoft und Google, aber natürlich auch Content-Anbieter wie Netflix begrüßen diese Initiative, während sich im Web ein breiter Widerstand gegen das Vorhaben regt. Viele Internet-Aktivisten, darunter auch Brendon Eich, Mitbegründer von mozilla.org und CTO (Chief Technical Officer) bei Mozilla, sehen darin den Anfang vom Ende des freien Web und die allgemeine Einführung von Systemen zur Rechteverwaltung auf den Web-Seiten: In einem Blog-Eintrag (The Bridge of Khazad-DRM) erläutert Eich seine Bedenken ausführlich.

Trotzdem hat Tim Berners-Lee in seiner Eigenschaft als W3C-Direktor entschieden, dass sich die HTML-Arbeitsgruppe weiter mit dieser Thematik beschäftigten wird. Die Gruppe soll demnach weder einen Web-Standard für DRM oder gar ein eigenes DRM-System schaffen, sondern nur die entsprechenden Schnittstellen bereitstellen, auf die solche Systeme dann aufsetzen können. Eine weitere Gruppe des W3C, die Web App Source Code Protection Community Group, befasst sich zudem mit verschiedenen Möglichkeiten, den Quellcode von Web-Anwendungen ebenfalls entsprechend zu schützen. (cvi)