Die Kunst der richtigen Kombination

Service Assurance Agent (SSA)

Auch bei den Applikationsmessungen gibt es den Trend, Router als Messterminal einzusetzen. Bei Cisco läuft diese Bestrebung unter dem Begriff "Service Assurance Agent" (SAA). Manchen ist der SAA vielleicht besser als "Response Time Reporter" (RTR) bekannt, aus dem der SAA hervorging. Um den Agenten nutzen zu können, sollte eine geeignete Cisco-IOS-Version (12.1 oder höher) auf dem Router installiert sein.

SAA erlaubt es dem Router, Laufzeitmessungen auf Applikationsebene durchzuführen. Werden spezifizierte Laufzeiten überschritten, kann der Router SNMP-Traps senden und die durchgeführten Messungen zwischenspeichern. Die Daten lassen sich dann per SNMP über die RTTMon MIB auslesen.

Worin liegt der Vorteil von SAA? Zum einen bietet SAA Laufzeitmessungen und bindet die meist bereits vorhandenen Messmethoden SNMP und RMON mit ein. Gegenüber alternativen Messansätzen wie der Installation von zusätzlichen Serivceüberwachungs-Prozessen auf den Servern, dedizierten Monitoring-Servern oder dem Einsatz von RMON-II-Probes ist SSA kostengünstiger sowie einfacher zu skalieren und zu verwalten. Der SAA wird mit fast jedem Cisco-Router mitgeliefert und ist damit quasi automatisch an jeder wichtigen Stelle des Netzes vorhanden. Zusätzlich nötig ist lediglich eine Software für die Auswertung.

SAA-Messungen können sowohl auf Webabfragen, DHCP- und DNS-Requests oder anderen servergestützten Applikationsabfragen basieren. Erweitern lässt sich das Ganze über TCL-Scripte auf den Routern, so- dass sich im Prinzip die Möglichkeit bietet, beliebigen Applikationsverkehr zu simulieren. Bei diesem Messverfahren kommen zumeist zwei Router zum Einsatz. Der eine Router sendet die Abfrage, der andere Router antwortet entsprechend. Die Messdaten bearbeitet und verwaltet der abfragende Router. Vereinfacht kann man sich das Ganze als Ping-Messung auf Applikationsebene vorstellen. Als weiterer Vorteil besteht die Möglichkeit, Applikationen und deren TCP- oder UDP-Verkehr mit verschiedenen IP-Klassen und Paketgrößen zu simulieren, womit sich zum Beispiel VoIP-Ströme einfach nachbilden lassen. Die für diese Messungen aussagekräftigen Größen wie Varianz oder Jitter berechnet dann der Router. SAA unterstützt eine Vielzahl von Schwellwerttypen in Form von SNMP-Traps und protokolliert auch "normale" Verbindungs- und Paketfehler bei TCP und UDP. Die SAA-History-Funktion kann n Datenpunkte erfassen, wobei sich n frei konfigurieren lässt. Aufgrund der Leistungsfähigkeit dürften SAA-Messungen künftig im Rahmen von Service Level Agreements (SLA) eine große Bedeutung erlangen.

Generell ist bei Performance-Messungen in IP-Netzen zu beachten, dass sich die besten Ergebnisse meist durch eine geschickte Kombination von passiven und aktiven Messverfahren erzielen lassen. (cl)

Zur Person

Stefan Köhler

ist Mitgründer und Vorstandsmitglied der Infosim Networking Solutions AG. Er studierte Physik und Informatik an der Uni Würzburg. Seine Spezialgebiete sind Routingver-fahren, Netzwerkoptimierung und QoS in IP-Netzen.