Verantwortung war gestern
Die Jungen sind führungsmüde
Es knirscht
Der Übergang in eine ungewöhnlichere Struktur läuft nicht ohne Reibungsverluste. "Die Mitarbeiter müssen zunächst akzeptieren, dass Führungsverantwortung und Fachverantwortung zwei Paar Schuhe sind. Das muss sehr gut kommuniziert werden", erklärt Schultheis. Allzu rasch wurde der Strukturwandel daher auch bei Randstad nicht vollzogen.
Probleme gibt es zuhauf, angefangen beim Gehalt: "Es fängt an zu knirschen, wenn ein in der Personal-Hierarchie höher angesiedelter Manager sehr viel weniger verdient als derjenige, der an ihn berichtet", sagt Schultheis. Mittlerweile sei dieses Thema jedoch bei ihnen "durch", wie er sagt. "In meinem Bereich funktioniert es sehr gut", meint der CIO.
- Bizarre Arbeitswelt
"Was ich bisher von der Arbeitswelt kennengelernt habe, was da vor sich geht, das finde ich teilweise ganz schön bizarr", schreibt der 1994 geborene Philipp Riederle in seinem Buch "Wer wir sind und was wir wollen". - Oft sinnloser Trott
"Für viele von Euch Älteren bedeutet Arbeit offenbar, die Zähne zusammenzubeißen, morgens aufzustehen und irgendwann erschöpft oder sogar burnt-out zu sein", heißt es weiter. - Zwangsjacke feste Arbeitszeiten
Riederles Wunsch: Angestellte sollen ihre Arbeitszeit selbst bestimmen. - Neue Freiheit
Für Arbeitgeber bedeutet das, loszulassen und ihren Mitarbeitern mehr Freiheiten zu geben. - Freie Zeiteinteilung
Mitarbeiter teilen sich ihre Zeit frei ein, zum Beispiel, um nachmittags mit ihren Kindern zu spielen und dann erst abends wieder zu arbeiten. - Freie Ortswahl
Und wenn sie lieber draußen statt im Büro arbeiten möchten, tun sie das. - Der ideale Chef
Riederle schwebt eine Führungskraft vor, die ihre Mitarbeiter nicht mehr direkt anweist, sondern die richtigen Rahmenbedingungen schafft. - Mehr vom idealen Chef
Der Digital Native wünscht sich einen Chef, der nicht seine Autorität ausspielt, sondern motiviert, der die Richtung weist, Feedback gibt und seinen Mitarbeitern Optimierungsvorschläge macht. - Der Chef als Trainer
Das Wunsch-Arbeitsverhältnis vergleicht er mit dem Mannschaftssport: Seine Kollegen sind die Teammitglieder, die Führungskraft übernimmt als Trainer eine Mentorenrolle. - Die Zukunft der Arbeitswelt
Riederle glaubt selbstbewusst daran, dass das so in Erfüllung geht: „Da die Unternehmen derzeit aber händeringend nach Nachwuchstalenten suchen, gibt es wohl keine andere Möglichkeit, als auf die Bedürfnisse meiner Generation einzugehen.“
Aber auch Schultheis stieß am Anfang auf Widerstände. "In einigen Fällen fühlten sich die Mitarbeiter angegriffen, wenn sie aus der Personalverantwortung herausgenommen wurden", erzählt er. "Aber ich habe sehr oft den Satz gehört: "Gut, dass du mich da rausgeholt hast." Meine Mitarbeiter waren oft erleichtert", sagt er. Mit anderen habe er lange Diskussionen geführt. Letztlich hätten die Kollegen den neuen Karriereweg akzeptiert und seien oft aufgeblüht, meint Schultheis. "Einige merken gar nicht, wie sehr sie mit der Personalführung belastet sind." Erst mit einer Fachkarriere können einige Mitarbeiter ihr volles Potenzial ausschöpfen. Ein einfacher Weg bis hin zu parallelen Karrieren im Unternehmen ist es dennoch nicht.
Nieder mit dem Prinzip Peter
Die Fachkarriere bietet zudem die Möglichkeit, endgültig vom "Peter-Prinzip" Abschied zu nehmen, laut dem jeder Mitarbeiter so lange aufsteigt, bis er seine Stufe der Unfähigkeit erreicht hat. Weiter befördert wird er nicht - gefeuert aber ebenso wenig. So ist es auch mit der Führungsverantwortung. "Wer am längsten da war oder einfach gute Arbeit leistete, wurde befördert und bekam automatisch Mitarbeiter", erzählt Schultheis von früheren Zuständen. "Da wurde nicht gefragt, ob er Personal führen kann oder es gern macht." Da es keine Alternative zu dieser Beförderung gab, hinterfragte der Mitarbeiter auch selbst seine Befähigung zum Manager nicht. "Aus diesem Dilemma kommt man einfach schwer wieder raus", sagt Schultheis.
Welche Karriere ein Mitarbeiter einschlagen will, müsse jeder selbst wissen. Eines aber möchte Schultheis betonen: "Die Fachkarriere ist keine Parkfunktion. Wer nicht talentiert ist, wird weder eine Linien- noch eine Fachkarriere einschlagen." Schultheis ist sich sicher: Auf die Fachkarriere kann kein Unternehmen heutzutage verzichten.