Manager selten Vorbilder

Deutsche Unternehmen familienfeindlich

Meetings bei Projektron nur vormittags

Teilzeit ist, anders als bei den meisten deutschen Unternehmen, bei der Berliner Firma fast die Regel. 49 Prozent arbeiteten mit reduzierter Stundenzahl, und das in sehr flexiblen Modellen Von sechs-Stunden-Tagen bis zur vier-Tage-Woche ist alles dabei. "Nicht nur Eltern", betont Rezic. "Das kann auch für eine Weiterbildung, ein Studium, oder ein Hobby genutzt werden." So sind von den Teilzeitarbeitern knapp die Hälfte Männer. Meetings werden daher nur vormittags abgehalten, nur in Ausnahmefällen nachmittags. Es funktioniert. Dass das Angebot so gut angenommen wird, liegt auch daran, weil die Chefs es vorleben. "Wir haben elf Führungskräfte, davon sind sechs Frauen. Und von denen arbeiten vier in Teilzeit. Das ist bei uns ganz normal", erzählt Rezic. Dass die Männer nicht in Teilzeit arbeiten, liege nur an der Altersstruktur: Noch seien keine Kinder unterwegs oder sie seien schon erwachsen.

Führung funktioniert in Teilzeit sehr wohl. Patricia Rezic (l.) mit einer Kollegin.
Führung funktioniert in Teilzeit sehr wohl. Patricia Rezic (l.) mit einer Kollegin.
Foto: Projektron

Führung funktioniert in Teilzeit, weil jede Position doppelt besetzt ist. "Ich bin nicht nur fürs Controlling zuständig, sondern auch für das Personalmanagement und Produktmanagement", sagt Rezic. Fällt dann eine Führungskraft oder ein Mitarbeiter kurzfristig aus - etwa weil das Kind krank ist -, kann über das Ticketsystem der firmeneigenen Software der neueste Stand abgerufen werden. "Alle Prozesse und Workflows sind bei uns im Intranet beschrieben", fügt Rezic hinzu.

Gleiches gilt für Elternzeit: Der Ausfall kann wegen der doppelten Besetzung besser kompensiert werden. Schrittweise werden die Eltern wieder eingebunden - zu den Festen sind sie ohnehin immer eingeladen. "Wir holen die Eltern schneller wieder aus der Elternzeit zurück, aber dann zum Beispiel mit zwei Stunden in der Woche oder einem Tag", erklärt Rezic. So verliert keiner den Anschluss - und die Firma muss keine teure Aushilfe einarbeiten. "Wir wollen, dass sie zurückkommen. Sie sind schließlich Teil des Teams und mit unseren Prozessen vertraut."