Manager selten Vorbilder

Deutsche Unternehmen familienfeindlich

Chef hat Vorbildfunktion

Viele Mütter wünschen sich, Familie und Beruf zu vereinbaren.
Viele Mütter wünschen sich, Familie und Beruf zu vereinbaren.
Foto: Iurii Sokolov - Fotolia.com

Ein Unternehmen anders und besser für Mütter und Väter zu gestalten ist - eigentlich - einfach: Der Entscheider muss das Konzept vorleben. "Ohne familienfreundliche Führungskräfte scheint keine familienfreundliche Kultur möglich", heißt es in der Studie. Das Verhalten der Führungskraft steht in direktem Verhältnis zum Empfinden der Mitarbeiter: Vereinbart der Chef Beruf und Familie, glauben fast zwei Drittel der Arbeitnehmer, dass das Unternehmen eine familienfreundliche Kultur habe. Lebt der Vorgesetzte das nicht vor, so fällt die Zahl auf acht Prozent.

Eine derartige Vorbildfunktion erfüllen immerhin drei von zehn Vorgesetzten. "Führungskräfte sind der Schlüssel zu einer familienfreundlichen Kultur", meint Martin Sonnenschein, Managing Director Central Europe und Partner bei A.T. Kearney. Und er kommt zu dem Schluss: "Das Ergebnis von Familienfreundlichkeit sind motivierte, loyale Mitarbeiter, die das Unternehmen weiterempfehlen", sagt Sonnenschein.

Das kann die Firma Projektron bestätigen. Die Berliner sind auf webbasierte Projekt-Management-Software spezialisiert und beschäftigen 75 Mitarbeiter an sechs Standorten. Mit seinem Konzept belegte Projektron 2014 den ersten Platz als "Great Place to Work" in Berlin-Brandenburg in der Größenklasse der Unternehmen mit 51 bis 100 Mitarbeitern. Der Grund: die ausgesprochene Familienfreundlichkeit. "Wir weisen schon im Bewerbungsgespräch auf die Möglichkeit hin, in Teilzeit zu arbeiten", sagt Patricia Rezic, die Leiterin Controlling und Personal bei Projektron. "Gerade die Frauen bekommen ganz große Augen, wenn sie hören, was für Angebote wir unseren Mitarbeitern machen." Sie findet die Geschichten von BewerberInnen erschreckend. "Dass Frauen ihre Kinder im Lebenslauf verheimlichen oder gar nicht erst zum Bewerbungsgespräch eingeladen werden, das ist schon heftig."