Größter Deal in der US-Tech-Industrie

Dell lässt sich EMC 67 Milliarden Dollar kosten

EMC hat einem Übernahmeangebot von Michael Dell und dessen Partnern MSD Partners und Silver Lake im Grundsatz zugestimmt.

Pro EMC-Anteil wollen die Käufer 33,15 Dollar zahlen. EMC-Aktionäre sollen 24,05 Dollar in bar sowie VMware-Aktien bekommen, die EMCs 80-Prozent-Anteil an dem Virtualisierungsspezialisten entsprechen sollen. Noch ist allerdings das letzte Wort nicht gesprochen: EMC hat sich vertraglich zusichern lassen, auch mit anderen Kaufinteressenten Fusionsgespräche führen zu dürfen.

Sollte Dell nicht zum Zug kommen, würde das texanische Unternehmen eine Entschädigung erhalten für alle angefallenen Kosten während des Bieterverfahrens. Kommt es aber erwartungsgemäß zu dem Deal, würde Dell 70 Prozent an EMC halten.

EMC-Chef Joseph Tucci ist offenbar von der Fusion überzeugt, zumal er seit längerem unter dem Druck einer beteiligten Investmentgesellschaft steht, die endlich ein Exit-Szenario sehen will. Zudem ist Tucci in die Jahre gekommen und sucht nach einem jüngeren Nachfolger. Mit Michael Dell hätte er jemanden gefunden, dem im weltweiten ITK-Markt wohl kaum jemand das Wasser reichen kann. Tucci wird also seine Aktionäre wohl auf diesen Kurs einschwören. Der EMC-Verwaltungsrat hat der Übernahme ebenfalls zugestimmt und will eine entsprechende Empfehlung an die Anteilseigner ausgeben. Im vorbörslichen Handel stieg der Wert der EMC-Anteile um sieben Prozent

Mit der Fusion würde der drittgrößte IT-Konzern nach IBM und Hewlett-Packard entstehen. Die beiden Unternehmen kämen rein rechnerisch auf einen Gesamtumsatz von gut 80 Milliarden Dollar. Noch größer als diese drei Anbieter ist nur Apple - doch dieses Unternehmen erzielt seine Einnahmen bekanntlich überwiegend im Consumer-Geschäft.

EMC wird derzeit an der Börse mit rund 50 Milliarden Dollar bewertet. Mehr als die Hälfte dieser Summe entfällt auf EMCs Beteiligung an VMware. EMC hält rund 80 Prozent der Anteile des Virtualisierungsspezialisten. Das ist auch insofern interessant, als Dell angeblich kein gesondertes Interesse an VMware hat. Ob VMware also möglicherweise nach oder sogar schon vor einer Fusion verkauft wird, ist noch nicht klar.

Größtes privat geführtes IT-Unternehmen

Da Michael Dell sein Unternehmen 2013 mit Hilfe des Großinvestors Silver Lake in einem 25-Milliarden-Buyout-Deal von der Börse genommen hatte, würde mit dem Zusammenschluss mit EMC der größte privat gehaltene IT-Konzern der Welt entstehen. Für Dell gibt die Akquisition Sinn, weil sein Unternehmen die Abhängigkeit vom Consumer-Geschäft reduzieren und die Stellung im Enterprise-Markt ausbauen könnte. Das entspräche der Strategie Dells, sich als "Unternehmen für Unternehmen" zu positionieren - sich also im B-to-B-Umfeld neben Größen wie IBM, Hewlett-Packard und dergleichen zu etablieren.

Nach Zahlen von Gartner liegt Dell beim weltweiten PC-Verkauf im dritten Quartal 2015 mit einem Marktanteil von 13,8 Prozent auf Platz drei hinter Marktführer Lenovo (20,3 Prozent) und HP (18,5 Prozent). Im Gegensatz zu den beiden Vorgenannten, die jeweils vier Prozent weniger verkauften als im Vergleichsquartal des Vorjahres, konnte Dell seine PC-Verkäufe um 0,5 Prozent steigern.

Auch im Servergeschäft lief es zuletzt nicht schlecht für Dell. Laut Gartner war Dell im zweiten Quartal 2015 mit einem Umsatz von 2,36 Milliarden Dollar die Nummer zwei im Markt. Nur Hewlett-Packard wies in diesem Markt mit 3,43 Milliarden Dollar höhere Einnahmen aus. IBM, Lenovo und Cisco folgen auf den Plätzen. Das Wachstum fiel mit 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr solide für Dell aus, allerdings legte HP mit 7,6 Prozent etwas stärker zu