Den Hackern auf der Spur

Cyber-Forensiker sind die digitale Feuerwehr

Vor Gericht verwertbar

Das Wichtigste, was sie im Master lernen: "Vor allem geht es um die gerichtsverwertbare Erhebung und Aufbereitung von Beweismaterial", erklärt Rieger. Gerichtsfest bedeutet in diesem Fall, dass die Daten selbst nicht verändert werden dürfen, sondern nur mit einer Bit-genauen Kopie. "Das Verfahren muss bestimmten rechtlichen Linien folgen", sagt der Professor. Deshalb sei die juristische Ausbildung der Experten so wichtig. Diesen Aspekt kennt auch Forensiker Geschonneck: Die Analyse von digitalen Daten muss rechtlich erlaubt sein - würden die Cyber-Forensiker etwa Persönlichkeitsrechte verletzen, hätten die Beweise vor Gericht keine Aussagekraft, betont er. Kommt es zum Gerichtsprozess, muss der Forensiker auch als Gutachter auftreten können. "Zudem muss er sein Vorgehen allgemein verständlich vermitteln können", sagt Rieger.

Nicht immer muss es zum Prozess kommen: Wenn Unternehmen Hilfe suchten, werde meist gar nicht die Justiz eingeschaltet, sondern es würden zunächst Konsequenzen für die IT gezogen, meint Rieger. "Ein IT-Sicherheitsstudiengang ist das aber nicht", betont er. Erst dieses Jahr werden die ersten Master-Forensiker fertig. "Unternehmen fragen uns schon nach den Absolventen", sagt Rieger. "Der Bedarf an Cyber-Forensikern ist sehr groß."

Quereinsteiger und Künstler

Cyber-Forensiker müssen in riesigen Code-Mengen Muster erkennen können.
Cyber-Forensiker müssen in riesigen Code-Mengen Muster erkennen können.
Foto: lassedesignen - Fotolia.vom

Aber schon heute arbeiten einige Informatiker in dem Beruf. "Die heutige Chef-Forensiker sind meist auf Umwegen dazugekommen", sagt Münch vom BSI. "Klassischerweise sind es bei uns Quereinsteiger", erzählt sie. Geschonnecks Lebenslauf bestätigt das: Er ist studierter Wirtschaftsinformatiker und befasst sich schon seit knapp 20 Jahren mit digitaler Spurensicherung. "Ich habe schon 1995 an einem Rechenzentrum an der Uni Hacker gejagt", erzählt er. "Seitdem hat mich das Thema nicht mehr losgelassen."

Um ein guter Cyber-Forensiker zu werden, bedarf es vor allem einer Eigenschaft: Alle drei sind sich einig, dass sie um die Ecke denken können müssen. "Mit einem festen Rezeptbuch kommt man beim Spurensuchen eben nur bis zu einer bestimmten Ecke", sagt Münch. "Ich brauche Leute, die in den riesigen Codemengen, die sie vor sich haben, Muster entdecken oder Ideen haben, wie solche Muster aussehen könnten. Wir brauchen Künstler."

Das setzt natürlich beste IT-Kenntnisse voraus. Aber der Experte müsse sich nicht in jeder Software perfekt auskennen, sagt die BSI-Referatsleiterin. "Bei uns arbeiten die Experten im Team. Schließlich kann sich nicht einer allein mit allem auskennen", sagt sie. Einer kenne sich mit SAP aus, ein anderer mit Oracle-Datenbanken, ein weiterer mit Webbrowsern. Daher sei es auch wichtig, dass Soft Skills vorhanden seien: Weiß einer nicht weiter, muss er mit anderen kommunizieren können. Nur so kann man den Verbrechern auf die Spur kommen.