Den Hackern auf der Spur

Cyber-Forensiker sind die digitale Feuerwehr

Hände aus der Keksdose

Nicht immer hat der Forensikexperte so viel Zeit, wie er benötigt. "Im schlimmsten Fall müssen wir den Zugang des betroffenen Netzwerks sofort sperren", sagt er. Dann legt das Unternehmen den Schalter um. "Wenn wir den Täter mit den Händen in der Keksdose erwischen, müssen wir ihn da oft schnell rausbringen - aber wenn nur noch Krümel da sind, müssen wir diese einsammeln und untersuchen." Und die Lücken seien oft groß. Häufig kennen Unternehmen ihre eigenen Kronjuwelen gar nicht, meint Geschonneck. Wichtige Daten werden nicht geschützt, und der Diebstahl wird dann auch nicht bemerkt.

Die größte Schwachstelle bleibe aber der Mitarbeiter: "Da werden Daten auf USB-Sticks und mobilen Endgeräten einfach aus dem Unternehmen getragen", sagt er. Und warnt: "Es kann jeden treffen - und es wird jeden treffen." Kein Wunder, dass die Nachfrage nach Cyber-Forensikern sehr groß ist. Nicht nur der KPMG-Experte sucht ständig neue Mitarbeiter. "Cyber-Forensiker sind so wertvoll wie ein Goldnugget", sagt Sicherheitsexpertin Münch.

Unter Personalmangel leidet auch das BSI, das derzeit ein Fünf-Mann-Forensikteam beschäftigt, neben weiteren Mitarbeitern für Penetrationstests und Ähnlichem. "Zwar können wir nicht die Gehälter der freien Wirtschaft zahlen", sagt Münch. "Dafür sind wir aber unabhängiger und können mehr in die Tiefe der Systeme gehen. Zudem ist unsere Arbeit sehr abwechslungsreich."

Die Master-Forensiker

Die IT-Sicherheit steht nicht erst seit der NSA-Affäre auf dem Plan. Inzwischen gibt es bereits eine Ausbildung zum Cyber-Forensiker: An der Hochschule Albstadt-Sigmaringen können sich seit 2010 jährlich etwa 30 Studenten in den Online-Master-Studiengang "Digitale Forensik" einschreiben. "Der Studiengang ist ein Querschnitt aus Informatik, Methodik und Jura", erklärt Professor Martin Rieger, der den Studiengang mit Kollegen der Ludwig-Maximilians-Universität und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg begründete.

Ein IT-Studium im Haupt-oder Nebenfach sei die Voraussetzung, um den berufsbegleitenden Master zu studieren, sagt Rieger. Nicht nur Unternehmen interessiert die digitale Forensik brennend: "Die Hälfte der Studenten sind Strafermittler, etwa im Bereich Urheberrechtsverletzungen, Rauschmitteldelikte oder Kinderpornografie", sagt er. Die Absolventen sollen später in der Lage sein, zum Beispiel gelöschte Kontaktlisten wieder herstellen zu können oder Container zu öffnen, erklärt Rieger.