Weiterbildung im Ausland

Billiger! Zum IT-Training nach Indien

Hoffnung auf bessere Jobchancen

Sebastian Weller buchte gleich zwei Kurse. An den Microsoft-Zertifizierungskurs MCITP wird Weller noch die Cisco-Qualifizierung CCNA (Cisco Certified Network Associate) anhängen. 44 Trainingstage umfasst sein Programm in Delhi: "Ich zahle die Kurse selbst und bin sehr zufrieden mit dem Unterricht." Weller hofft, dass ihn dieses Training seinem Traum, einer Arbeitserlaubnis für Australien, näherbringt. "Ich lerne jeden Tag noch bis mindestens Mitternacht. Es sind lange und anstrengende Tage, doch ich hoffe, dass ich damit meine Jobchancen verbessere." Anders als Thaler hat sich Weller für die billigere Variante eines Apartments entschieden. Dort bewohnt er ein eigenes Zimmer und teilt sich Bad und Küche mit zwei anderen Lernenden. Um so lästige Dinge wie Kochen oder Putzen müssen sich die WG-Bewohner nicht kümmern. Ein eigens engagierter Koch bereitet ihnen das Frühstück zu, putzt die Wohnung und erwartet sie abends mit einem warmen Abendessen. "Ich kann mich ganz auf mein Studium konzentrieren", lobt Weller.

Günstige Preise spielen auch für viele Arbeitgeber eine Rolle. Tobias Peschkov* hatte ein Weiterbildungsbudget von 6500 Euro von seinem Arbeitgeber, der Bundeswehr, zur Verfügung. Nur eigene Urlaubstage musste er beisteuern, um eine Microsoft- und Cisco-Zertifizierung für die sechs Schulungswochen in Delhi zu buchen. Auch die Hitze macht dem Auslandserfahrenen keine Probleme, mit der Unterrichtssprache Englisch kommt er gut zurecht.

Gruppe oder alleine: In der Regel wird in kleinen Lerngruppen mit höchstens drei bis fünf Personen gearbeitet. Wer schneller und individueller lernen möchte, kann Einzelunterricht buchen.
Gruppe oder alleine: In der Regel wird in kleinen Lerngruppen mit höchstens drei bis fünf Personen gearbeitet. Wer schneller und individueller lernen möchte, kann Einzelunterricht buchen.
Foto: Koenig Solutions

Koenig Solutions bietet den Teilnehmern eine Lernumgebung ganz ohne Ablenkung. Dazu gehört auch eine Rundum-Versorgung, die mit einem Abholservice am Flughafen beginnt. Im firmeneigenen Hotel ist alles auf die Bedürfnisse der Lernenden ausgerichtet: geräumige Einzelzimmer, WLAN-Anschluss, Speisesaal und ein Fitnessraum im Keller. Außerdem mietet das Unternehmen Apartments an. Mehr als 160 Angestellte arbeiten in Service und Administration. Wer zusätzlich einen Yoga-Kurs oder eine medizinische Behandlung buchen möchte oder wer einen Sari für seine Kinder kaufen will, kann sich an einen Concierge-Service wenden. Dass die Lernenden in den Pausen gerne guten Kaffee trinken, war dem Veranstalter anfangs neu, doch inzwischen ist auch dieses Problem gelöst.

Im Bildungs-Outsourcing sehen auch andere indische Schulungsanbieter einen lukrativen Markt. Aggarwal freut sich über die Mitbewerber, denn so werde aus dem exotischen Phänomen ein normaler Geschäftszweig. Der findige Unternehmer möchte seine Mitbewerber davon überzeugen, dass einheitliche Qualitätsstandards notwendig sind, um mit einer Art Gütesiegel zu werben. Momentan sind ehemalige Teilnehmer das beste Aushängeschild: "70 Prozent unserer Kunden buchen auch in den kommenden Jahren wieder Kurse bei uns."