Baukasten für Web-Designer

Plattform für "Java-Scheue"

"Anfangs hatte Sun das Verfahren für Webentwickler konzipiert, die eine bequeme Sprache für die Erzeugung von HTML-Seiten mit statischen und dynamischen Elementen brauchten", sagte Keith Wescourt, J2EE Web Marketing Manager in San Francisco über die Zielgruppe der JSP-Produkte. "Heute dient JSP mit zusätzlichen Funktionen wie den Custom Tag Libraries drei Personengruppen: Webdesign-Firmen, die das Verfassen der Inhalte und das Entwickeln der Anwendungen verschiedenen Mitarbeitern überlassen wollen, Seitengestaltern ohne Programmiererfahrung, die ihre Pages mit dynamischen Inhalten aufwerten wollen und schließlich Unternehmen, die eine flexible Skriptsprache zum Bearbeiten ihrer XML-Contents benötigen." Die erste Version der Software erschien 1999, mittlerweile hat sich die zweite Edition 1.1 verbreitet, die die Technik um Tag-Bibliotheken erweitert hat. Nummer 1.2 liegt als Beta-Release vor.

Den Bau der JSP-Engine, die den JSP-Code in Java umwandelt, hat Sun an das Jakarta-Projekt der Apache-Group abgegeben, das die Software unter dem Namen "Tomcat" auf seiner Homepage jakarta.apache.org kostenlos zum Download anbietet. Tomcat ist gleichzeitig ein Servlet-Container und passt als Plug-in zu den gängigen Webservern: zum Beispiel "Apache", "Microsoft Internet Information Server", "Microsoft Personal Web Server" und "Netscape Enterprise Server". Weil das Programm in Java geschrieben ist, läuft es auf allen Plattformen, die Java unterstützen, darunter Net-ware, Linux, Unix und Windows.

Im Vergleich zu ASP von Microsoft ist deshalb JSP die flexiblere Variante. Denn die Server Pages aus Redmond verfolgen zwar dasselbe Ziel, nämlich die Programmierung von statischen Inhalten zu trennen, kooperieren aber nur mit Webservern aus dem eigenen Hause und laufen lediglich auf Windows-Plattformen. Einerseits benutzt ASP mit "Component Object Model" (COM) wie Java ein Komponentenmodell. Auch erlaubt dieses den Entwicklern je nach Geschmack mit Visual Basic, Visual C++ oder sogar Java zu programmieren. Andererseits lässt sich die Microsoft-Technik nicht erweitern, denn sie unterstützt keine Tag-Bibliotheken. Ein weiterer Nachteil, der ASP angekreidet wird, kommt durch das wackelige Sicherheitsmodell, das die Methode von Windows NT 4.0 übernommen hat.

Auch bei der Performance hat JSP bessere Karten. JSP-Seiten durchlaufen zwei Phasen: Zuerst werden sie in Servlet-Klassen umgewandelt. Anschließend warten sie auf Anfragen aus dem Internet und bearbeiten diese. Die Übersetzung findet dabei in der Regel dann statt, wenn die JSP-Seite zum ersten mal aufgerufen wird. Bei wiederholten Besuchen geht deshalb keine Zeit durch erneutes Kompilieren verloren. Die ASP-Engine hingegen interpretiert VBS-Befehle (Visual Basic Script) oder JScript-Anweisungen bei jedem Besuch einer Seite. Microsoft hat jedoch angekündigt, dass der Compiler des designierten Nachfolgers "ASP.Net" diesen Mangel beheben wird.