Auf Umwegen zum Echtzeit-Internet

Einfachere Lösung: die Differentiated Services

Intserv weist zwei grundlegende Schwächen auf: Das Modell ist kompliziert und nur in geringem Maße skalierbar - unter anderem deshalb, weil es eine Reservierung von Ressourcen für jeden einzelnen Datenfluss erfordert. Das wiederum strapaziert die Router in erheblichem Maße.

Deshalb entwickelte die IETF eine Alternative: die "Differentiated Services". Dieses Konzept sieht vor, dass Dienste in wenige QoS-Klassen unterteilt werden. Für jede Dienstklasse steht ein Satz von Regeln bereit, das "Per-Hop Behavior" (PHB). Wird ein Datenpaket ins Netz eingespeist, erhält es im DS-Feld des Headers eine Markierung. Diese entspricht der Dienstklasse, die für das Paket vorgesehen ist. Mehrere Datenströme mit ähnlichen QoS-Anforderungen werden dann zu einem Verkehrsbündel zusammengefasst. Dieser Vorgang heißt Aggregation.

iors) mit einem Datenpaket zu verfahren ist.

Das Verfahren ist erheblich einfacher als Intserv, weil es nicht notwendig ist, jeden Datenfluss separat zu verwalten. Nur einmal, nämlich am Eingang des Diffserv-Netzes, werden die Daten bearbeitet und die QoS-Klassen festgelegt oder die Policies kontrolliert.

Als DS-Feld bezeichnet man bei Diffserv das Type-of-Service-Feld des IPv4-Headers beziehungsweise das "Traffic Class Octett" des IPv6-Kopffeldes. Die ersten sechs Bit, die DS-Codepoints (DSCP), dienen dazu, die einzelnen Datenströme eines Verkehrsbündels auseinander zu halten. Anhand des DS-Codepoints entscheidet ein DS-Knoten, welchen Regeln, sprich Per-Hop Behaviors, ein Paket gehorchen muss. Jedem Codepoint entspricht exakt ein PHB.

Zentrale Elemente eines Netzes auf Grundlage von Diffserv sind "Diffserv Clouds" oder "DS-Domänen". Im Internet lassen sich mehrere Diffserv-Wolken aufbauen, in denen feste Regeln gelten, wie Datenströme zu behandeln sind. Darüber hinaus regeln Service Level Agreements (SLA), wie mit diesen "Flows" zu verfahren ist, wenn sie in solche "Wolken" eintreten oder sie verlassen. Dieser Ansatz entspricht der Art, wie das Internet in der Praxis verwaltet wird, für den QoS-Bereich ist er dagegen neu.

Ein Paket, das ein Diffserv-Netz erreicht, passiert einen Classifier, der es einem bestimmten "Aggregate" zuordnet. Vom Classifier läuft es zu einem Traffic Conditioner weiter, der es mit einem DS-Codepoint versieht. Jeder DS-Knoten auf dem Weg zum Empfänger prüft den DSCP und leitet das Paket entsprechend der zugehörigen PHB und Routing-Tabelle weiter. Welche DSCP zu welchem PHB passt, überprüft der Knoten mit Hilfe von Mapping-Tabellen.