Auf dem Weg zum Profi

Freiberufler sind unverzichtbare Wirtschaftspartner in der IT-Branche. Wer jedoch als Freelancer langfristig bestehen will, sollte sich nach kompetenten Partnern umsehen.

Von: Petra Riedel

Um ihre berufliche Lage brauchen sich IT-Freiberufler in naher Zukunft keine Gedanken zu machen. Der Mangel an Fachkräften wird weiterhin für volle Auftragsbücher sorgen, auch wenn die Wachstumskurve in der Branche etwas abgeflacht ist. Das wurde auf dem 5. IT-Freiberufler-Kongress deutlich, einer eintägigen Veranstaltung der Fachzeitschrift "Freiberufler Info", die Ende Juni in München stattfand.

"Die Hochstimmung ist vielleicht vorbei, aber der Markt ist nicht zusammengebrochen, es gibt immer noch Chancen", urteilte Bernd Mogalle von der Unternehmensberatung Cap Gemini Ernst & Young. Für Ulrich Bode, Informatiker und Sprecher im Beirat für Selbstständige bei der Gesellschaft für Informatik (GI), ist die Auftragslage im Augenblick unverändert gut. Einige Großunternehmen bereiten derzeit Sparaktionen vor, das werde die Freiberufler gegebenenfalls treffen: "Mal schauen, ob es ein dauerhaftes Problem wird."

Auch Unternehmensberater Mogalle ist etwas skeptisch. "Freiberufler können nicht mehr zu 100 Prozent mit Folgeprojekten rechnen", so sein Eindruck. Zwar gebe es Teilbereiche, die verstärkt nachgefragt würden, bei anderen sei die Wachstumskurve aber nicht mehr so steil. Gegen den Trend der generellen Abkühlung sei eine Zunahme an Reengineering-Aufträgen zu beobachten. Insbesondere bei Projektspitzen und in der Beratungsarbeit sieht Mogalle großen Bedarf an Freiberuflern. Zu den auftragsstärksten Gebieten zählt er die Bereiche Enterprise Resource Planning (ERP), Supply Chain Management (SCM), Customer Relationship Management (CRM) sowie Informations- und Wissensmanagement. Im Sektor Telekommunikation sei dagegen eine Stagnation eingetreten. Eine Entwicklung, die Mogalle auch den hohen Kosten für die UMTS-Lizenzen und -Netze (Universal Mobile Telecommunications System) zuschreibt, denn dieses Geld fehle den TK-Unternehmen jetzt für weitere Projekte. Im Internetgeschäft sei ebenfalls eine Abschwächung spürbar: "Alles was mit #E# anfängt, konsolidiert sich gerade".

Die Auftragslage war aber nicht der einzige Gesprächsstoff unter den 350 Besuchern. Viele Veranstaltungen auf dem Kongress behandelten die Frage, wie Freiberufler als Wirtschaftspartner von Beratungshäusern und Betrieben ihre Stellung im Markt festigen können. Ulrich Bode plädierte in seinem Vortrag für mehr Selbstbewusstsein. Selbstständige Informatiker sollten sich seiner Ansicht nach an anderen freien Berufsständen wie Ärzten oder Anwälten orientieren.

Bis zur "Informatik-Kanzlei" ist jedoch für viele Kollegen noch ein weiter Weg. Zunächst einmal geht es darum, als Selbstständiger nicht zu vereinsamen; Kontaktpflege und ein gutes Informationsnetz sind daher wichtige Voraussetzungen.