FAQ Gigabit-WLAN

Was bringt WLAN-11ac tatsächlich?

Der Funkstandard IEEE 802.11ac verspricht Gigabit-Speed über die Luftschnittstelle. Doch dazu müssen bei Basisstation und Endgerät viele Faktoren zusammenpassen. Wir sagen, worauf Sie schon beim Gerätekauf achten sollten.

Fast alle Anbieter von 11ac-Routern, 11ac-AccessPoints, 11ac-Notebooks, 11ac-Tablets und 11ac-Smartphones versprechen auf Webseiten und Geräteverpackungen, WLAN-11ac sei bis zu dreimal schneller als WLAN-11n. Die zugrunde liegende Rechnung:

Das derzeit dominierende WiFi-11n schafft Datenraten bis zu 450 Mbit/s, natürlich brutto. Und zwar nur dann, wenn viele Randbedingungen erfüllt sind: Unter anderem müssen beide Partner, zum Beispiel WLAN-Router und WLAN-Notebook, jeweils drei MIMO-Antennen haben und drei Funkströme gleichzeitig senden und empfangen können. Netto wird in der Regel maximal die Hälfte übertragen, also bis zu 225 Mbit/s.

WiFi-11ac-Wave-1 dagegen schafft aktuell bis zu 1300 Mbit/s brutto, sprich 1,3 Gigabit, also das Dreifache von 3x3-MIMO-11n. Dazu müssen allerdings folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Beide 11ac-WLAN-Kommunikations-Partner haben jeweils drei 5-GHz-WLAN-Antennen unter der Haube (3x3 MIMO). Es müssen wirklich drei Datenströme alias Spatial Streams (3SS) im 5-GHz-Band gleichzeitig fließen können, kurz 3x3-MIMO-3SS oder noch kürzer 3x3:3. Dazu müssen mindestens 80 MHz freie Bandbreite in der lokalen Luft verfügbar sein. Da 11ac nicht im überfüllten 2,4-GHz-Bluetooth- und WLAN-Band sondern nur im relativ sauberen 5-GHz-Band funkt, kann man die benötigten 80 MHz in der Regel auch in der Praxis bekommen.

Fassen wir zusammen: Das aktuelle WLAN-11ac Wave 1 mit 3x3-MIMO-3SS ist grob gesagt 118 Mal schneller als 11b, 24 Mal schneller als 11g und drei Mal schneller als 11n.

Warum schaffen viele 11ac-Geräte nur 433 statt 1.300 Mbit/s?

Schon bei 11n gab es mehrere Speed-Stufen, die unter anderem ganz wesentlich von der Anzahl der ansteuerbaren Antennen abhängig sind, und zwar: 1x1-MIMO-11n (bis 150 Mbit/s), 2x2-MIMO-11n (bis 300 Mbit/s) und 3x3-MIMO-11n (bis 450 Mbit/s). Vereinzelt gibt es auch schon 4x4-MIMO-11n (bis 600 Mbit/s).

Bei 802.11ac ist es ähnlich, nur eben alles auf einem höheren Niveau: 1x1-AC-Geräte schaffen zurzeit maximal 433 Mbit/s brutto, 2x2-AC-Geräte bringen es zurzeit maximal auf 867 Mbit/s brutto, und 3x3-AC-Geräte erzielen aktuell maximal 1300 Mbit/s brutto.

Tablets und Smartphones mit WLAN11ac haben zurzeit allerdings meist noch ein 1x1-MIMO-Design. 11ac-USB-Sticks weisen aktuell oft ein 2x2-Design auf, die meisten 11ac-Notebooks ebenso - falls sie überhaupt schon 11ac unter der Haube haben. 3x3-Designs findet man vorerst fast nur in Access Points und Routern. Lediglich Asus und Netgear haben schon vor der IFA 2014 erste 11ac-Router mit 4x4-MIMO angekündigt. Weitere 11ac-4x4-Designs darf man in Kürze erwarten.

Warum werben einige 11ac-Hersteller mit AC1900?

Lassen Sie sich nicht verwirren, weil etwa Netgear auf der CES 2014 in Las Vegas ein AC-Modell namens "Nighthawk AC1900 Smart WiFi Router" vorgestellt hat. Natives AC1900 mit 1900 Mbit/s gibt es nicht. Netgear zählt 600 Mbit/s 11n auf 2,4-GHz sowie 1300 Mbit/s 11ac auf 5GHz zusammen. Beim Linksys WRT1900AC werden ebenfalls 600 und 1300 auf 1900 Mbit/s addiert. Auch andere Hersteller wie Trendnet werben schon mit dem Kürzel AC1900. Das ist pures Marketing. Zumindest dem Autor sind jedenfalls keine WLAN-Client-Geräte bekannt, die zwei derartig verschiedene WLAN-Ströme tatsächlich auf 1900 Mbit/s addieren können. Ob vielleicht zwei identische Netgear Nighthawk AC1900 oder zwei baugleiche Linksys WRT1900AC untereinander die 1900 Mbit/s schaffen, konnten wir nicht testen, da wir diese Geräte nicht doppelt haben.