10 GbE über Cat.6-Kupferkabel

Zukunftssichere Netzwerkverkabelung für 10-Gbit-Ethernet

Standard-Verwirrung

Ein Problem für Entscheidungsträger ist, dass es für eine 10-Gbit-Verkabelungsinfrastruktur nicht nur einen Standard gibt. Es existieren gleich fünf verschiedene Standards, die im Zusammenhang mit 10 GbE über Twisted Pair Kabel eine Rolle spielen. Diese lauten:

  • IEEE 10GBASE-T 802.3an nur für aktive Komponenten

  • TIA TSB-155 nur für Cat.6 Bestandsinstallationen

  • ISO/IEC TR 24750 nur für Cat.6 Bestandsinstallationen

  • ANSI/TIA/EIA 568B.2-10 für die neue Cat.6A

  • ISO/IEC 11801 für die neue Klasse EA

IEEE 10GBASE-T 802.3an für aktive Komponenten

Bereits im Juli 2006 wurde der IEEE-Standard 802.3an verabschiedet. Er ist die Basis für die aktive Technik der 10-Gbit-Kupfertechnologie und beschreibt die Anforderungen für Switche und Netzwerk-Transceiver. Damit konnten die Hersteller von aktiven Komponenten (Switches, Netzwerkkarten) seit dieser Zeit standardkonforme Produkte produzieren. Erste Hersteller, wie etwa die im Bereich Netzwerk-Transceiver führende US-Firma Solarflare, haben bereits im November 2006 Netzwerkkarten auf Basis ihrer 10GbE-Transceiver getestet.

Auf der Cisco Networkers in Cannes haben im Januar 2007 CommScope/SYSTIMAX Solutions und Solarflare die weltweit erste erfolgreiche Live-Demonstration von 10 GbE gemäß 10GBASE-T 802.3an durchgeführt. Für die Datenübertragung wurde das CAT-6A-Kupferkabel SYSTIMAX Solutions GigaSPEED X10D-UTP verwendet. Der Testaufbaus simulierte eine so genannte Worst-Case-Umgebung (siehe „6around1“-Anordnung im weiteren Verlauf des Artikels). Die Datenübertragung lief dabei über sieben gebündelte Verkabelungsstrecken auf einer Distanz von 100 Metern, unterbrochen durch vier Steckverbinder.

Wärmeproblematik im Rechenzentrum

Als Problem der ersten 10GbE-Netzwerkkarten hat sich die hohe Wärmeentwicklung bei MSA-Transceivern (X2, XPAK) herausgestellt. Vor allem kompakte Blade-Server geraten damit an ihre Grenzen. Daher denkt man derzeit darüber nach, die Leistung der Transceiver von 12 auf 4 Watt zu verringern. Dies hätte aber zur Folge, dass die maximale Verkabelungslänge in Rechenzentren reduziert werden müsste.

Bei der Planung eines Rechenzentrums sollte man die Länge der 10GbE-Verkabelung optimieren, um künftig die leistungsoptimierten Transceiver einsetzen zu können. Derzeit diskutiert man für Klasse-EA-Installationen in Rechenzentren eine maximale Strecke von 30 Metern, bestehend aus 10 Metern Patchcords, zwei Steckverbindern und 20 Metern Installationskabel.