Vor Ort & mittendrin: Turbulenter Xbox-360-Launch in München

Die Xbox 360 ist im Handel erhältlich. Wir waren vor Ort und haben beobachtet, welche Szenen sich in einem Media Markt in München abgespielt haben.

9.05 Uhr
München, eiskalt, die Frisur sitzt, dank wohlig wärmender Pudelmütze. Wir treffen vor dem Media Markt im Euro Industriepark um kurz nach 9.00 Uhr ein und stellen fest: Schon rund 20 willige Xbox-360-Käufer stehen vor der Filiale und warten darauf, dass um 9.30 Uhr geöffnet wird. Später erfahren wir, dass die ersten Käufer schon kurz vor 7.00 Uhr gekommen sind - brrr. Man begrüßt sich untereinander und harrt in der eisigen Kälte aus. Die Temperatur liegt bei gefühlten -10 Grad Celsius.

9.10 Uhr
Uff - es ist kalt. Die Schlange wird länger und einige Vorbeigehende fragen uns, wieso hier so viele Leute anstehen. "Heute startet die Xbox 360 in Deutschland", erklären wir einem älteren Herrn und fügen hinzu: "Das ist eine Spielekonsole". Er: "Aha - dann gehe ich jetzt erstmal Lebensmittel kaufen und komme später". Einer, der in der Schlange ansteht, erklärt uns, dass er die Konsole nicht für sich, sondern im Auftrag kauft: "Mein Freund ist gerade in Namibia und ich soll ihm eine besorgen." Aha. Auch viele Mütter und Väter stehen an, deren schulpflichtige Kinder wohl ebenfalls solche Aufträge inklusive detaillierter Auflistung der zu kaufenden Spiele gegeben haben.

9.20 Uhr
Es ist kalt (sagten wir das bereits?) und die Schlange wird länger. Rund 30 Leute stehen jetzt an. Fies: An einem zweiten Eingang - eher der Ausgang der Filiale - bildet sich eine zweite Schlange, die von den Anstehenden der ersten Schlange kritisch beobachtet wird.

9.28 Uhr
Ein Media-Markt-Mitarbeiter guckt von drinnen nach draußen. Sein Blick wirkt etwas erschrocken. In der Schlange stehen mittlerweile schon weit über 50 Leute, wobei sich logischerweise nun auch Leute anstellen müssen, die überhaupt keine Xbox 360 wollen, sondern einfach nur so die Filiale besuchen.

9.30 Uhr
Media Markt öffnet. Zum Unmut der bereits seit 7.00 Uhr Wartenden öffnet sich nicht der rechte Eingang zuerst, sondern der linke Ausgang. "Panik" bricht aus - alle rennen ziellos in die Filiale, schieben, drücken und fahren kampfbereit die Ellenbogen aus. Media-Markt-Mitarbeiter schreien den Kunden, die einfach so in die Filiale gestürmt sind, hinterher: "Wer eine Xbox 360 will, zuerst an den Info-Schalter und Nummer ziehen!!!" - Hehe, vorpreschende Vordrängler haben Pech gehabt. Am Info-Schalter verteilen Mitarbeiter Nummern - rund 50 Stück. Nur wer eine solche Nummer besitzt, darf an diesem Morgen eine Xbox 360 kaufen. Gedanken an untergegangene Republiken werden wach.

9.35 Uhr
Weiter geht's zur nächsten Schlange, an der alle anstehen, die eine Nummer besitzen. Zwischendurch kommen immer wieder Leute vorbei, die fragen, ob man auch ohne Nummer eine Xbox 360 bekommt. Alle Wartenden antworten im Chor: "Nein!!!"

Media Markt hatte vorab keine große Werbeaktion für die Xbox 360 gestartet. Erst zum Launch-Tag änderte sich das: Für 399 Euro gibt´s als Zugabe bei der Premium-Version noch einen zweiten kabellosen Controller im Wert von 45 Euro. Davon erfahren wir und alle, die in der Schlange anstehen, erst jetzt. (Später im Büro sehen wir, dass Media Markt in der Nacht zum Freitag einen Newsletter versendet hat, in dem auf das Angebot aufmerksam gemacht wurde.

9.39 Uhr
Kurze Zeit später erklärt ein Mitarbeiter, dass es noch eine Aktion gäbe: 499 Euro für die Premium-Konsole, den zweiten kabellosen Controller, zwei Xbox-360-Spiele nach Wahl und eine Xbox-Tasche. Ein derartiges Angebot findet sich auf der Website von Media Markt nirgends. Der Verdacht drängt sich auf, dass Media Markt einen großen Ansturm von Kaufwilligen vermeiden wollte, weil nicht genügend Konsolen zum Launch geliefert wurden.

Das Angebot führt dazu, dass keiner der Anwesenden eine "Xbox 360 Core" für 299 Euro (ohne Festplatte, nur Kabel-Controller) kauft - von Microsoft sicherlich so gewünscht. Die Core-Pakete werden von jedem ignoriert und nur die Xbox 360 Premium wandert im Minutentakt über den Ladentisch.

Problem: Die Schlange wird nicht kürzer, der Stapel mit Premium-Versionen aber immer kleiner. Nach etwa 15 Personen sind keine mehr da. Doch für den ersten Nachschub (rund zwölf Stück) wird gesorgt, die Menge - eher die, die ganz vorne an der Schlange stehen - quittiert dies mit einem erleichterten "Ahhh".

Zwischenzeitlich entwickeln sich nette Gespräche mit den Kunden. Ein Vater, der vor uns in der Schlange steht und hinsichtlich der Situation nur noch den Kopf schüttelt, fragt uns, wie viele Controller denn an die Konsole angeschlossen werden können. Auf die Antwort, dass es theoretisch bis zu sieben sein können, wurde der Mann etwas blässlich und meinte nur: "Na super, sieben Kinder zu Hause..."