VIA plant neuen Winchip-Prozessor "Ezra"

Nach dem Joshua-Prozessor, der als Cyrix-III demnächst ausgeliefert werden soll, entwickelt VIA unter den Codenamen Samuel und Ezra neue CPUs auf Basis der Winchip-Designs. Neben dem Desktop-Markt hat man damit erstmals auch Notebook-Prozessoren im Visier.

Der taiwanesische CPU-Neuling VIA lässt sich durch die Verspätung seines ersten PC-Prozessors nicht entmutigen. Nach dem Cyrix-III soll noch im vierten Quartal 2000 der unter dem Codenamen "Samuel" entwickelte Chip auf den Markt kommen.

Anders als der Cyrix-III basiert Samuel auf dem C5-Core, den VIA mit dem Einkauf von IDT erworben hat. Samuel soll in den Socket 370 passen, und in späteren Versionen als "Samuel 2" bis zu 800 MHz erreichen. Für den Start sind 500 MHz geplant. VIA verabschiedet sich mit Samuel und Samuel 2 vom "PR-Rating", das keine echte Taktfrequenz sondern die Leistung im Bezug auf ein Intel-Produkt angeben soll.

Samuel wird mit 128 KByte L1-Cache und ohne L2-Cache auf den Markt kommen. Samuel 2 wird dann 128 KByte L1-Cache aber nur 64 KByte L2-Cache enthalten. Wie VIA aus diesem seltsamen Cache-Design genügend Performance schöpfen will, ist noch unklar. Die beiden Samuels werden FSB-Frequenzen von 66 bis 133 MHz unterstützen. Die Varianten mit 600 bis 700 MHz sind für das erste Quartal 2001 geplant und sollen den Lowcost-Markt bedienen. Bis dahin wird Intel den Pentium IV, der unter Codenamen Willamette entwickelt wird, in Varianten bis 1,4 GHz anbieten.

Vermutlich Mitte 2001 will VIA dann mit dem Projekt "Ezra" eine völlig neue CPU einführen, die nicht auf schon bestehenden Cores basiert. Ihr Prozessorkern heißt "CX", er soll von 750 MHz bis über 900 MHz erreichen. Ezra wird mit je 128 KByte L1- und L2-Cache bestückt sein, und wie AMDs Athlon einen DDR-Bus mit effektiv 266 MHz enthalten. VIA gibt außerdem an, Ezra mit Intels SSE-Befehlen versehen zu wollen - sollten die Lizenzen von National Semiconductors, wo VIA seine CPUs fertigen lässt, dafür nicht ausreichen, sind wohl Verhandlungen mit dem Prozessor-Primus fällig.

Über den Sockel für Ezra ist sich VIA selbst noch nicht im Klaren. Entweder der bis dahin drei Jahre alte Socket 370 oder der Socket 417 des Willamette soll es sein.

Auf Basis von Samuel, Samuel 2 und Ezra will VIA auch erstmals Notebook-CPUs anbieten. Samuel LP (Low Power), Samuel LP+ und Ezra LP sollen allesamt typischerweise unter 4 Watt Leistungsaufnahme erreichen. Während die oben genannten Spezifikationen sonst gleich bleiben, kommen die LP-CPUs sowohl als klassische PGAs wie auch als BGAs auf den Markt. Eine Alternative zu Intels Modul-Konzept für Notebook-CPUs plant VIA also vorerst nicht. Samuel LP soll bis zu 466 MHz erreichen, Samuel LP+ bis zu 600. Ezra LP soll schließlich von 600 bis 800 MHz auf den Markt kommen.

VIA-Chef Wenchi Chen will in den nächsten 12 Monaten zwei neue Prozessor-Familien auf die Beinchen stellen.

Dass die VIA-CPUs allesamt auf biblische Codenamen hören, kommt im übrigen nicht von ungefähr. Firmenchef Wenchi Chen ist selbst strenggläubiger Christ und gab im Gespräch mit tecChannel auf der CeBIT auch an, sein Unternehmen nach christlichen Grundsätzen zu führen. (nie)