Vergleichen lohnt sich

Technischer Vergleich

Der Test erstreckte sich über vier Wochen. In dieser Zeit übertrug die ISP-Testsuite des EANTC pro Anschluss weit mehr als 100 Gigabyte Testdaten. Die Tests gruppierten wir in vier Bereiche (Abbildungen siehe www.networkworld.de/testcenter):

- 1. Messungen zwischen zwei Anschlüssen des gleichen ISPs: Dies ist repräsentativ für einen Kunden, der mehrere Filialen miteinander vernetzt.

- 2. Messungen zwischen zwei Anschlüssen verschiedener ISPs am gleichen Standort: Dies emuliert den Datenaustausch mit Kunden und Partnern am gleichen Ort.

- 3. Ein-Punkt-Messungen von Border-Routern: Damit ermittelten wir die Gesamtnetzleistung des Anbieters.

- 4. Ein-Punkt-Messungen weltweiter, bekannter Internet-Server: Dies ermittelt die Performance der Verbindungen zu anderen Providern.

In den Fällen 2 und 4 kann ein Provider nicht die gesamte Strecke kontrollieren. Er kann die Qualität jedoch durch Wahl des "Peerings" beeinflussen, das heißt Verbindungen zu anderen ISPs entsprechend den Kundenanforderungen planen und dimensionieren.

Das Kernnetz der Deutschen Telekom war zum Zeitpunkt der Tests im Mai 2002 so dimensioniert, dass Einflüsse anderer Nutzer nicht messbar waren. Bei Messungen zwischen Berlin und Koblenz erschien die Internetanbindung wie eine 2-Megabit-Standleitung; lediglich die Paketlaufzeiten waren mit etwa 12 ms je Richtung höher als bei einer exklusiven Festverbindung. Während des Messzeitraums fiel keiner der Anschlüsse beider Anbieter aus. Die Anschlussverfügbarkeit betrug damit bei einer Messgenauigkeit von 60 Sekunden mindestens 99,99 Prozent.

Im nächsten Schritt untersuchten wir die Gesamtleistung der ISP-Netze. Ein flexibles Design und eine schnell reagierende Kapazitätsplanung im Backbone sind sehr wichtig. Manchmal steigen die Verkehrslasten zu bestimmten Zielen sehr schnell an. Für diesen Fall muss der Anbieter genügend Reserven haben und das Netz schnell ausbauen können. Für die Einhaltung von Qualitätszusagen ist es hilfreich, das eigene Netz möglichst weit zu den Zielen des jeweiligen Kunden auszudehnen und möglichst spät die Daten an fremde Anbieter zu übergeben.

Deutsche Telekom und Colt betreiben aus diesem Grund eigene Transatlantikleitungen sowie ausgedehnte europäische Netze. Wir testeten Verbindungen zu ausgewählten Übergabepunkten. Die Deutsche Telekom erreichte durchgängig mindestens 95 Prozent der Maximalwerte zu allen europäischen und USA-Zielen. Colt fiel demgegenüber leicht zurück. Nach London und New York wurden aber noch mindestens 90 Prozent der Maximalbandbreite erreicht.

Bei den Verbindungen zu anderen Providern am gleichen Standort zeigten sich die heute üblichen Probleme des Internets: Manche Peering-Verbindungen sind sehr langsam, wobei es jedoch schwierig ist, die Verantwortung dafür einer Seite zuzuweisen.

Beide Anbieter erreichten zwar untereinander über 95 Prozent der Maximalbandbreite, zu unserem QSC-Anschluss in Berlin lagen sie jedoch beide bei nur 80 Prozent. Auf der anderen Seite war QSC in Koblenz/Bonn sehr gut vom Netz der Deutschen Telekom aus erreichbar. Das ist ein Indiz, dass die getesteten Provider Querverbindungen in mehreren Großstädten unterhalten. Ein Peering-Problem ist also oft regional begrenzt.

Kunden sollten die Bandbreiten vor allem vormittags zwischen 10 und 12 Uhr in der Business Prime Time testen. Einige Netze brachen während dieser Zeit bis zur Hälfte der Maximalleistung ein. Nicht so Deutsche Telekom und Colt: Auch hier erreichten beide Anbieter netzintern wieder Bestwerte.

Schließlich blieb die Frage, wie gut das eigene Unternehmen über internationale Verbindungen erreichbar ist und wie schnell die Datenübertragung zu Zielen im Internet funktioniert. Wir testeten Verbindungen zu ausgewählten deutschen und internationalen Webservern. Die Deutsche Telekom erreichte im Durchschnitt 90 Prozent der Maximalwerte, allerdings mit einiger Streuung: Japan 75 Prozent, das Ziel www.ericsson.com nur 25 Prozent. Den gleichen Server erreichte Colt mit 50 Prozent Bandbreite, während die anderen Werte vergleichbar waren. Erstaunlicherweise bemerkten wir keine Unterschiede zwischen der Auslastung tagsüber und nachts - das ist nicht selbstverständlich, wie der zweite Teil des Tests zeigen wird.

Die Messergebnisse und eine Beschreibung der Messverfahren finden Sie unter www.networkworld.de/testcenter.