Neue Geschäftsmodelle und Risikomanagement

Unternehmen weiter von der Krise gebeutelt

Jedes dritte Unternehmen klagt über Existenzsorgen und stellt in der Krise das eigene Geschäftsmodell radikal in Frage. Dabei spielen die Einsparung von Kosten und die Stärkung der Liquidität die wichtigsten Rollen. Der Überlebenskampf vieler Firmen geht trotz kurzer Entspannung am Arbeitsmarkt weiter.

Eine A.T.-Kearney-Experten-Befragung von Managern aus 570 Unternehmen aller wichtigen Branchen kommt zu dem Ergebnis, dass mit 43 Prozent fast die Hälfte aller Betriebe aufgrund der Krise der vergangenen 18 Monate das Geschäftsmodell verändert hat. Dabei spielt auch die Sorge um den Ausfall von Zulieferern eine Rolle.

"Obwohl es in der Vergangenheit bereits eine Vielzahl von wirtschaftlichen Krisen gegeben hat, ist die Heftigkeit und Durchschlagskraft der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise neu. Fast alle Branchen sind von der Rezession betroffen. Daher sollten Unternehmer ihre Prozesse mit kritischem Blick offen hinterfragen. Jetzt den Kopf in den Sand zu stecken, wäre falsch", so Helmut Maukner, Country Managing Partner von Ernst & Young in Österreich, gegenüber pressetext. So sollten Manager Geschäftsprozesse auf die geänderten Rahmenbedingungen anpassen. "Dies sollte man sowohl geografisch, kundenkommunikationsbezogen als auch mit Ausrichtung auf die Lieferkette tun", verdeutlicht Maukner weiter.

Da mit dem plötzlichen oder abzusehenden Konkurs von wichtigen Lieferanten besonders die eigene Geschäftsgrundlage schnell wackeln kann, haben schon 56 Prozent der Führungskräfte ihre internen Risikomanagementprozesse dauerhaft geändert (30 Prozent vorübergehend). Da der Wirtschaftseinbruch für mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen unverhofft kam, rät A.T. Kearney, sich als Unternehmen unter Umständen eher auf die osteuropäischen Länder stärker zu konzentrieren. "Es gibt Grund zur Annahme, dass der Aufschwung zuerst in diesen Wachstumsmärkten stattfinden wird", unterstreicht Maukner auf Nachfrage von pressetext. So zeigen auch aktuelle Analysen, dass vor allem Schnäppchenjäger derzeit profitieren können.

Aber nicht alle Unternehmen sind im gleichen Ausmaß von der Krise betroffen. Schließlich gab mit 35 Prozent jedes dritte Unternehmen an, steigende Rentabilität und höhere Umsätze im Vergleich zum Vorjahr erwirtschaftet zu haben. Kaum verwunderlich, wenn 34 Prozent vor haben, strategische Zukäufe im Kerngeschäft zu tätigen. Gut jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) will sogar Gesellschaften aus Branchen zukaufen, die nicht dem bisherig eigenen Kerngeschäft zuzuordnen sind. "Wer jetzt in der Lage ist, Kapital für Investitionen übrig zu haben, dem bieten sich Vermögenswerte, die viel günstiger sind als noch vor zwei Jahren", resümiert Maukner abschließend. In vielen Fällen sei die Reduktion von Kosten aber Thema. (pte/hal)