UMTS-Lizenzregeln bleiben umstritten

Wer in Deutschland Provider für die dritte Mobilfunkgeneration werden wollte, musste tief in die Tasche greifen. Angesichts der enormen finanziellen Belastung und der schlechteren Wirtschaftslage stellen nun einige Betreiber die Lizenzbedingungen infrage - und verweisen auf Frankreich. Dort erleichterte die Regierung den Carriern ihren Schuldendienst erheblich.

Von: Ernst Schneider

Für Finanzminister Hans Eichel brachte das Jahr 2000 einen wahren Geldsegen. Er konnte sich über knapp 100 Milliarden Mark aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen (Universal Mobile Telecommunications System) freuen. Auch die sechs Gewinner der Auktion ließen die Champagnerkorken knallen. Obwohl die Lizenzen sehr teuer waren, sollte die dritte Mobilfunkgeneration die wirtschaftliche Zukunft der TK-Branche für die nächsten Jahre sichern. Die Ernüchterung folgte schnell: Das Ende des New-Economy-Hype, den Schock der Anleger über die exorbitanten Kosten und die hohe Verschuldung der Betreiber machte die Investmentbank West LB Panmure als Gründe für den Stimmungswandel aus.

Zudem haben sich die Erwartungen der Kunden verändert. Sie sind enttäuscht, weil die Betreiber ihre Versprechen nicht erfüllen und die angekündigten attraktiven Anwendungen, die das erweiterte Angebot an Bandbreite nutzen, nicht in Sicht sind (siehe auch Seite 68). Branchenkenner gehen davon aus, dass UMTS selbst bei optimistischen Schätzungen erst ab 2004 auf dem Massenmarkt zur Verfügung stehen kann.

Jeder Tag jedoch, an dem die Betreiber mit der neuen Übertragungstechnik kein Geld verdienen können, kostet sie drei bis vier Millionen Mark an Schuldzinsen. Weitere Gefahr droht von den Lizenzbedingungen. Demnach müssen die Besitzer ihre Frequenzen zurückgeben, wenn sie nicht bis Ende 2003 einem Viertel der Bevölkerung ein funktionierendes UMTS-Netz zur Verfügung stellen können. Kein Wunder also, dass die betroffenen Lizenznehmer immer lauter nach einer Lockerung der rechtlichen Vorgaben rufen.