ttt: Gericht "veröffentlicht" DVD-Hackcode

Der Sourcecode für DeCSS ist ausgerechnet durch ein Versäumnis der Anwälte veröffentlicht worden, die eine einstweilige Verfügung gegen die Verbreitung von DeCSS erwirkt haben. Mit DeCSS kann die Verschlüsselung von DVDs geknackt werden.

Diese Meldung erschien bei tecCHANNEL vor 1000 Tagen am 28.1.2000. Mit unserem Service "Tausend Tage tecCHANNEL" (ttt) weisen wir noch einmal auf wichtige Entwicklungen der Vergangenheit hin und prüfen, was aus hochgelobten Trends und Technologien geworden ist.

Da die Beweisschriften von den Anwälten beim Gerichtshof von Kalifornien nicht als vertraulich deklariert wurden, standen sie seit dem 17. Januar 2000 auf den Sites des Gerichtshofes von San Jose für die Öffentlichkeit zum Download bereit. Eine der Dateien enthielt auch den Sourcecode von DeCSS. Nach US-Berichten erfreute sich der "offiziell" zur Verfügung gestellte Code bei interessierten Kreisen großer Beliebtheit. Die Beweisschriften wurden erst durch einen am 26. Januar 2000 erlassenen Beschluss von Richter William J. Elfving nachträglich als vertraulich eingestuft.

DeCSS ist von Mitgliedern einer Gruppe namens Master of Reverse Engineering (MoRE) entwickelt worden. Die Software kann das bei DVDs verwendete Verschlüsselungsverfahren CSS cracken. Der norwegische Teenager Jon Johansen, Mitbegründer von MoRE, ist inzwischen von der Filmindustrie wegen Urheberrechtsverletzung verklagt worden. (uba)

Inzwischen ist das Kopieren von DVDs fast zum Volkssport geworden - eine Unzahl von Tools basiert auf dem Code von DeCSS. Die Verbreitung von Breitband-Anschlüssen und der leistungsfähige Codec DivX haben Kinofilmen dasselbe Schicksal beschert wie MP3 der Audio-CD. (nie)