Studenten entwickeln digitalen Börsenprophet

In Aktien oder Fonds investieren? Im Wettbewerb um den höchsten Gewinn bei geringem Risiko entwickelten vier Studententeams der Universität Hohenheim eine Software, die Börsentrends erkennt sowie automatisiert kauft und verkauft. Im Praxistest gelang es dem System des besten Teams, mit Profi-Analysten gleichzuziehen.

Börsenkurse bewegen sich in Trends, das heißt über einen gewissen Zeitraum hinweg steigen und fallen sie. Also kann man versuchen, den Beginn eines solchen Trends frühzeitig mit Hilfe statistischer Methoden zu erkennen. „Im Rahmen des Kurses Portfolio-Management haben wir deshalb unsere Studenten dazu aufgerufen, am Computer ein System zu entwickeln, das solche Trends erkennt und automatisiert danach handelt“, erklärt Prof. Dr. Burghof vom Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen der Universität Hohenheim.

Ziel sei es gewesen, einen Algorithmus zu finden, der einen hohen Ertragszuwachs bei möglichst geringem Risiko bringt. Als trendbasiertes System reagiere die Software dann auf Schwankungen im Kapitalmarkt und kauft oder verkauft Wertpapiere. Besondere Praxisnähe ermöglichte der Kooperationspartner, die Stuttgarter Vermögensverwaltung Sand und Schott. Sie hatte für die beste Entwicklung der Studenten eine Siegerprämie von 1000 Euro ausgelobt.

Jedes der Handelssysteme startete mit einem virtuellen Betrag von 100.000 Dollar. Gehandelt wurde ein vorher festgelegtes, sehr volatiles Wertpapier. Zur Parametrisierung der Systeme standen den Teilnehmern Tageskurse der letzten 14 Jahre zur Verfügung.

Manche Teams konzentrierten sich auf die Risikominimierung und legten das gesamte Vermögen in Abwärtstrends zum sicheren Zinssatz an. Andere hingegen setzten ihren Schwerpunkt auf Gewinnmaximierung und versuchten, in Abwärtsphasen durch Leerverkäufe zu profitieren. Bei Leerverkäufen werden Wertpapiere gegen eine Gebühr verliehen. Fallen die Kurse, können die entliehenen Wertpapiere zu einem späteren Zeitpunkt günstig zurückgekauft und an den Verleiher zurückgegeben werden.

Das ausgewogenste Verhältnis zwischen Ertrag und Risiko erzielte ein Team, das ein besonders risikoscheues System programmierte. Mit einem Wertzuwachs von 16 Prozent in zehn Monaten konnte es den absoluten Wertzuwachs des Basistitels um rund vier Prozent übertreffen. Das Helios-System von Sand und Schott erreichte einen um dreieinhalb Prozent höheren Ertrag, allerdings mit einem größeren Risiko. Was langfristig den meisten Erfolg bringt? Für diese Frage gibt es noch keine Software.

„Diese Kooperation zeigt deutlich, dass sich Studieren heute nicht mehr nur im Elfenbeinturm abspielt. Wirtschaft und Wissenschaft können sich sinnvoll verzahnen und ergänzen. Wir werden das Projekt mit der Universität Hohenheim daher unbedingt fortsetzen“, meinten die Geschäftsführer Arne Sand und Max Schott von der gleichnamigen Vermögensverwaltung. (Detlef Scholz)