Stromversorgung über Twisted-Pair-Kabel (802.3af)

Ziel der IEEE-Working-Group "DTE Power via MDI" ist es, über Twisted-Pair-Kabel die Endgeräte im Netz mit Strom zu versorgen.

An den Meetings der IEEE-Gruppe 802.3af nahmen bis zu 60 Personen aus 31 Firmen teil. Ziel der Working Group "DTE Power via MDI" ist es, über Twisted-Pair-Kabel die Endgeräte im Netz mit Strom zu versorgen. Dabei muss erkannt werden, ob das angeschlossen Endgerät diesen Modus unterstützt. Auch darf bei Fehlkonfiguration keinerlei Beschädigung auftreten. Diese Fehlkonfiguration kann sich auf alle Geräte beziehen, die eine RJ45-Buchse besitzen. RJ45 ist kompatibel zu ISDN, ATM, Token-Ring, Firewire, Telefonnebenstellenanlagen et cetera.

Während des Treffens in Florida kam es innerhalb der Gruppe zu lebhaften Diskussionen. Bei den ersten Sitzungen der Working Group in den vergangenen Monaten war das noch anders. Dort hatten sich bei Abstimmungen bis zu drei Viertel der Teilnehmer enthalten, weil viele aus der "Datenwelt" stammten und dann sich mit Themen aus der Telekommunikation konfrontiert sahen.

Inzwischen wurden die wichtigsten Fragen geklärt, etwa zur Spannungs- und Stromaufnahme, der Kennung der Endgeräte, der Wahl des Steckers und der Verkabelung. Einige Hersteller zeigten bei dem Meeting erste Messungen und Demos bei Übertragungsgeschwindigkeiten von 10/100/1000 MBit/s über Kategorie-3- und Kategorie-6-Kabel. Dennoch blieben noch Fragen offen, etwa auf welche Weise herauszufinden ist, ob ein Endgerät über die Stromversorgung über Twisted-Pair unterstützt oder wie mit dem Übersprechen auf einzelnen Leitungen umzugehen ist.

Gegenwärtig sind noch zwei unterschiedliche Kabelpaare zugelassen, das "Signal Pair 1/2 - 3/6" oder das "Idle Pair 4/5 - 7/8". Jedoch tendiert der Großteil der Mitglieder dazu, die Aderpaare 1/2 - 3/6 für die Stromversorgung der Netzwerkgeräte einzusetzen. Avaya und Nortel Networks erlaubten den Mitgliedern der Arbeitsgruppe 802.3.af, einen Blick in ihre Testlabors zu werfen und zeigten erste Prototypen von Halbleitern für DTE Power via MDI. Die Erstmuster haben zwei Ports, sind für 15 Watt, 50 V und 350 mA ausgelegt und verfügen über eine proprietäre "Power Detection". Unter der Hand war zu erfahren, dass ein Chip etwa 20 Dollar kosten wird.

Die US-Firma Pathway Technologies präsentierte bereits eine IP-Kamera, deren Spannungsversorgung über Twisted-Pair-Kabel läuft. Dies ist ein Einsatzbeispiel für DTE Power via MDI, weitere sind Internet-Telefone, Zugangspunkte von Wireless-LANs oder die Stromversorgung von Notebooks.

Ein weiteres Feld ist die Kommunikation in Fertigungsumgebungen. Es zeichnet sich ab, dass Ethernet den dort eingesetzten Feldbussen Konkurrenz machen wird. Der Standard 802.3af wird diese Tendenz fördern. Denn die Stromversorgung von Endgeräten wie Sensoren, Terminals und Steuereinheiten, die gegenwärtig über Feldbusse erfolgt, lässt sich dann auch über Ethernet-Netze sicherstellen. (re)