Stadt München gegen Microsoft-Software

Die Stadtverwaltung München will einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) zufolge ihre rund 10.000 PCs künftig nicht mehr mit Microsoft-Software ausstatten. Der Stadtrat werde kommende Woche eine Studie in Auftrag geben, die Alternativen wie Linux und andere Open-Source-Software prüfen soll.

Anlass der Studie seien Sicherheitsbedenken sowie die neue Preispolitik, die Microsoft mit seinem neuen Betriebssystem Windows XP einführte, so die SZ. Neben jährlichen Lizenzzahlungen für Software können Microsoft-Kunden alte Programme nur aufrüsten, wenn sie jede Upgrade-Version kaufen. Vor dem neuen Lizenzmodell war es möglich, mindestens ein Release auszulassen (wir berichteten).

Experten des Städtischen Amtes für Informations- und Datenverarbeitung (AfID) erwarten dadurch laut SZ erhebliche Kostensteigerungen. "Mit allen Tricks und Kniffen" betreibe Microsoft eine "Monopolpolitik, die eines Tages zu einer totalen und dann überaus kostspieligen Abhängigkeit führen wird", sagte der Münchner SPD-Stadtrat Gerd Baumann, Leiter der IT-Abteilung der Landesversicherungsanstalt Oberbayern.

Auch die Datensicherheit sehen die städtischen Computerexperten gefährdet. Sie kritisieren, dass bei der elektronischen Registrierung der Lizenzen Daten von Stadtcomputern an Microsoft fließen, die nicht einzusehen seien. "Wir können nicht kontrollieren, ob Microsoft womöglich Zugang zu hochsensiblen Daten der Stadt gewinnt", so AfID-Vize Helmut Hoefer.

Erst Mitte März hatte sich der Ältestenrat des Parlaments wegen ähnlicher Kritikpunkte entschieden, auf den rund 150 Servern des Deutschen Bundestags die Microsoft-Software durch Linux zu ersetzen (wir berichteten). Auch bei vielen Firmen führt Microsofts neues Lizenzprogramm zu einem Umdenken. Jedes dritte Unternehmen liebäugelt inzwischen mit Alternativangeboten von Novell, Sun oder aus der Open-Source-Szene. Zu diesem Ergebnis kommt eine weltweite Umfrage von Sunbelt bei 1500 Firmen.

Einen ausführlichen tecCHANNEL-Report zu den Bedingungen und Nachteilen des neuen Lizenzmodells von Microsoft finden Sie hier. (jma)