Serverfarm im Griff

Minicom hat mit der "Supervisor-Phantom"-Reihe ein raffiniertes Baukastensystem auf den Markt gebracht, mit dem sich Firmen eine Servermanagement-Lösung nach Maß zusammenstellen können. Im Test verhielt sich das Produkt vorbildlich.

Von: Dr. Klaus Plessner

Server brauchen keinen Monitor und keine Tastatur. Der Administrator bedient sie von einer zentralen Konsole aus, die über einen "KVM-Switch" mit den Rechnern verbunden ist. "KVM" steht für "Keyboard, Video und Maus ", weil das Gerät die Signale der Tastatur, der Maus und des Bildschirms zwischen dem Server und dem Management-PC überträgt. Der Switch verlängert die Anschlüsse für die Peripheriegeräte und lässt den Benutzer außerdem auf verschiedene Zielrechner umschalten.

Im Gegensatz zu IP-gestützten Lösungen wie dem "DS 1800" von Avocent (siehe Review in Networkworld 23/24 2001), welche die Videodaten über eine Internetverbindung schicken, verwenden die Geräte der Produktreihe "Phantom" von Minicom dedizierte Leitungen. Damit ist das Managementsystem in seiner Reichweite begrenzt. Es zählt zur Kategorie der lokalen KVM-Switches. Dabei ist die maximale Entfernung zwischen Server und Konsole von über 100 Metern aber vergleichsweise hoch.

Der Vorteil von lokalen Lösungen besteht in der Geschwindigkeit ihrer Übertragung. Sie transportieren die KVM-Signale so schnell wie in Echtzeit. Auch bei Anwendungen, die den Bildschirm sehr oft neu aufbauen, registriert der Benutzer keine Verzögerungen.

Die "Supervisor-Phantom"-Serie enthält im Wesentlichen zwei Teile, die der Anwender mehrfach zusammensetzen kann:

- Der "Manager" ist eine PCI-Karte oder ein externes Gerät für den Konsolen-PC. Die Einschubkarte hat dabei keine PCI-Kontakte und ist zunächst vom PC völlig unabhängig. Wie das externe Gerät wird sie mit der Tastatur, dem Monitor und der Maus der Konsole verbunden. Anschließend stellt die Box nach zweimaligem Drücken der Shift-Taste ein Managementmenü auf dem Monitor dar. Dieses "schleift" das Gerät in die Verbindung zwischen dem Konsolenrechner und seinem Bildschirm ein. Mit der Administrations-Oberfläche definiert der Benutzer verschiedene Einstellungen und wählt den Server, auf den er zugreifen will.

- Der "Specter" ist eine Box von der Größe einer Zigarrettenschachtel, die der Systemverwalter an die KVM-Ports des zu überwachenden Servers anschließt. Auch diese Komponente ist als PCI-Einschubkarte für die Server erhältlich. Von Haus aus passen die Geräte nur zu den PS2-Anschlüssen von PCs. Minicom liefert aber auf Wunsch Adapter für Sun-Server und Macintosh-Rechner. Über zwei Cat-5-Kabel ist diese Einheit einerseits mit dem Manager und andererseits mit weiteren Servern verbunden. Weil die Breite des Specter gerade einer Höheneinheit im 19-Zoll-Rack entspricht, eignet sich das Gerät auch für Serverschränke. Es lässt sich an der Rechnereinheit festschrauben.

Die Stärke der Minicom-Lösung liegt vor allem in ihrer Flexibilität. Je mehr Server zu verwalten sind, desto mehr Specter-Einheiten fügt der Anwender der Kette aus Switches hinzu: pro Server eine Box; nicht mehr und nicht weniger. Damit lässt sich das System genau auf die Bedürfnisse einer Firma zuschneidern. Ein Manager unterstützt dabei bis zu 42 Server. Stattet der Benutzer die Managementkonsole mit vier Managerkarten aus, hat er Zugriff auf 168 Rechner.