Report München deckte auf

Schockierend: Daten von Einwohnermeldeämtern frei im Internet zugänglich

Etliche deutsche Städte und Gemeinden haben das Standard-Passwort nicht geändert. Somit hätte sich jedermann Zugriff auf sämtliche Daten beschaffen können.

Das ARD-Magazin „Report München“ hat einen Datenskandal aufgedeckt. Dessen Recherchen zufolge seien die Daten zahlreicher Bürger über Jahre hinweg frei im Internet zugänglich gewesen. Ein Test habe ergeben, dass man innerhalb weniger Sekunden sämtliche Daten von Bürgern auslesen konnte. Dazu gehörten Familienstand, Geburtsdatum, Religionszugehörigkeit, Passnummern und Passfotos. Zufällig eingegebene Straßennamen gaben angeblich die Daten der dort wohnhaften Bürger frei. Dieser Online-Zugriff sei bei fünf Kommunen bis vergangenen Freitag problemlos möglich gewesen.

Die Firma HSH aus Ahrensfelde bei Berlin liefert die speziell entwickelte Software mit einem Standard-Passwort aus. Dieses sei allerdings auf einer Webseite zwischen März und Juni veröffentlicht worden, weil die Firma HSH genau diesen Zugang zu Demonstrationszwecken verwendet hätte. Die Lücke sei der Super-Gau für das Unternehmen, sagte Sprecher Sven Kollmorgen laut Frankfurter Rundschau. Allerdings schob er den Schwarzen Peter auf die Gemeinden ab. Sie seien schließlich in der Pflicht gewesen, das Standard-Passwort zu ändern. Laut HSH hätten nur 15 der Städte und Dörfer den Standardzugang nicht geändert. HSH behauptet weiterhin, dass sich auf drei der 15 betroffenen Kommunen jemand eingeloggt habe. Hierzu gehören angeblich laut Frankfurter Rundschau Potsdam, Neuhardenberg und Henningdorf. Diese Zugriffe seien jedoch protokolliert und der Zugang habe keine kompletten Melderegister ausgegeben, sagte HSH. Alexander Gerken vom Bayerischen Landeskriminalamt warnt vor Identitätsklau. "Das ist ungefähr das Schlimmste, was passieren kann. Ich habe de facto die Daten öffentlich ins Netz gestellt. Das ist grob fahrlässig und einfach völlig inakzeptabel", erklärt Dr. Matthias Rosche von Integralis. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie bei br-online und der Tagesschau. (jdo)