RFID-Funkchips: Reale Zukunftstechnologie

Datenschutz: oft aufgeschoben aber dennoch essenziell

Wie bei quasi allen neuen Technologien zielen auch die Anbieter von RFID-Systemen bislang vorwiegend auf die kostengünstige Realisierung. Den Aspekt der Sicherheit haben die Anbieter von RFID-Systemen bislang zumeist nicht sehr hoch priorisiert. Die Akzeptanz der Funkchips ist allerdings unmittelbar an die Fortentwicklung und Kommunikation der erreichten Sicherheitsstandards gekoppelt. Die ausstehende Lösung muss über die digitale Verschlüsselung der gespeicherten Daten hinausgehen. Doch die Forderung nach mehr Sicherheit treibt die direkten Kosten und steht damit – zumindest zunächst – dem Einsatz im Massenmarkt entgegen.

Der Einsatz der RFID-Technologie eröffnet Dritten neue Möglichkeiten, um unberechtigt in die Privatsphäre der Anwender einzugreifen. Zum verbesserten Schutz der Privatsphäre rufen Verbraucherschützer den Einzelhandel dazu auf, allein deaktivierbare Transponder einzusetzen. Allerdings ist bei diesem Vorschlag zu bedenken, dass der Deaktivator die Identifikationsnummer des Transponders technisch bedingt nicht löscht. Somit kann der Transponder auch nach dem Deaktivieren eindeutig in den Kontext einer Metadatenbank gestellt werden. Gleichwohl ist die Realitätsnähe des Schreckensbildes vom allzeit rückverfolgbaren gläsernen Kunden zu relativieren. Die Überwachungsmöglichkeit mit RFID wird tendenziell überzeichnet. Dies gilt insbesondere für die passiven Transponder mit ihrer äußerst geringen Funkreichweite von maximal fünf Metern. Doch im Umfeld der RFID-Systeme muss nicht nur der Eingriff in die Privatsphäre sondern auch Sabotage problematisiert werden. So kann die geforderte Deaktivierbarkeit von RFID-Transpondern im Einzelhandel für Käufer und Verkäufer auch nachteilig sein. Denn allein wiederbeschreibbare Transponder können deaktiviert werden. Produkt- und Metadaten könnten daher auch zweckentfremdend verändert werden. Beispielsweise besteht bei wiederbeschreibbaren Transpondern die Gefahr, dass das Verfallsdatum von verderblicher Ware nachträglich manipuliert wird. Daneben könnte ein Saboteur Einzelhandelsprodukte virtuell „verderben“ oder „verstellen“ bzw. Informationen zu Preisen und Altersbeschränkung (bei jugendgefährdenden Gütern) verändern.

Der RFID-Markt steht im Spannungsfeld zwischen der Forderung nach preisgünstigen Lösungen und der Forderung nach einem hohen garantierten Sicherheitsniveau, das zusätzliche Investitionen voraussetzt. Allein die Aufteilung der Investitionskosten birgt bei unterschiedlich verteilter Marktmacht zwischen Zulieferer und Abnehmer großes Konfliktpotenzial. So verlangen große Einzelhandelsketten, dass ihre Zulieferer die Produkte auf eigene Rechnung mit RFID-Transpondern ausstatten. In dieser Situation fällt dann ein Großteil der Kosten bei einem anderen Akteur an als die Einsparungen, die sich durch RFID ergeben. Die Verteilung der Marktmacht entscheidet somit stark über die Geschwindigkeit, mit der sich die Systeme bei den potenziellen RFID-Anwendern verbreiten.