Auslaufmodell IPv4

Ratgeber - Alles was Sie über IPv6 wissen sollten

NAT ist keine Lösung

Für Zimmermanns Argument der direkten IP-Adressierung spricht noch ein anderer Aspekt, den die IPv6-Kritiker oft unterschlagen: NAT ist eigentlich eine Krücke, die dem Grundprinzip des Internets widerspricht. Ein zentrales Designprinzip von IP und Internet war der Gedanke des Ende-zu-Ende-Prinzips: Nur die Endgeräte des Netzes sollten aktive Protokolloperationen vornehmen, während alle anderen Komponenten dazwischen - beispielsweise Router - die Datenpakete lediglich transparent weiterleiten und deshalb eindeutig adressierbar sein müssen.

Gegen dieses Prinzip verstößt IPv4 in Kombination mit NAT, denn die so angeschlossenen Rechner können nicht ohne Weiteres aus dem Internet direkt angesprochen werden - ein Umstand, der bei Protokollen und Services wie FTP, SIP oder IPsec, die auf den oberen Netzschichten aufsetzen, immer wieder zu Problemen führt und mehr oder weniger zuverlässig Workarounds erfordert. Allerdings sind sich Hersteller, Carrier und Service-Provider in Gesprächen mit der Computerwoche auch einig, dass derzeit in Sachen IPv6-Migration kein Anlass zur Panik besteht. "Noch gibt es die Killerapplikation für IPv6 nicht", führt etwa Alexander Pilger, Senior Consultant bei Controlware, aus. Gleichzeitig warnen die IT-Hersteller aber davor, das Thema ähnlich wie bei der Jahr-2000-Problematik auf die lange Bank zu schieben. Unisono geht man davon aus, dass größere Unternehmen für eine IPv6-Migration mit einem Projektrahmen von 15 bis 18 Monaten rechnen müssen. "Zudem könnte in etwa einem Jahr, wenn der Schuh zu drücken beginnt", so gibt Pilger zu bedenken, "qualifiziertes IPv6-Beratungs-Know-how ein knappes Gut werden." Deshalb raten eigentlich alle Befragten, sich bereits heute vorzubereiten, um für den Tag x gewappnet zu sein.