MS öffnet Bundestag den Windows-Quellcode

Microsoft Deutschland hat am heutigen Freitag dem Bundestag und dem Bundesinnenministerium den Zugriff auf den Windows-Quellcode angeboten. Anlass seien in verschiedenen Gremien des Parlaments geführte Diskussionen um "angebliche versteckte Funktionalität", heißt es in einer Mitteilung des Konzerns.

Die Presseerklärung trägt den Titel "Grundlage für vertrauensvolle Zusammenarbeit". Kurt Sibold, Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, würde sich demnach freuen, wenn der Bundestag auf das Angebot des Konzerns eingeht. "Dieser Schritt würde gleichzeitig das Ende vieler unbegründeter Spekulationen bedeuten, die schließlich enorme Ressourcen auf beiden Seiten des Verhandlungstisches in Anspruch genommen haben", so Sibold.

Hintergrund: Im Parlament läuft seit mehreren Monaten eine interne Debatte, ob der Bundestag künftig Rechner mit dem neuen Windows XP anschaffen oder auf das Open-Source-Betriebssystem setzen soll. Im Bundestag ist derzeit noch auf rund 5.000 Bürorechnern das MS-Betriebssystem Windows NT 4.0 installiert, für das der Konzern in absehbarer Zeit keinen Support mehr anbietet.

Linux-Befürworter wie der SPD-Abgeordnete Jörg Tauss verwiesen darauf, dass ein Großteil der Computerviren durch Sicherheitslücken in Windows verbreitet würden. Außerdem sei nicht klar, welche Funktionen das Microsoft-Betriebssystem überhaupt biete. Um genau diese Bedenken zu zerstreuen, will der Konzern nun dem Präsidium des Bundestags und dessen IuK-Kommission sowie dem Bundesinnenministerium den Windows-Quellcode öffnen. Ziel dieser Maßnahme sei es, "das Vertrauen der Nutzer in die Integrität der genutzten Produkte sicherzustellen", sagte Sibold.

Microsoft betonte, dass die Öffnung des Source-Codes "nichts Neues" sei. Man liefere die Windows-Quelltexte bereits seit zehn Jahren an große Unternehmen und akademische Einrichtungen aus, darunter auch deutsche Universitäten. Mit US-Großkunden, die über 1500 Windows-Lizenzen erworben haben, gibt es ein spezielles Enterprise-Abkommen für die Lizenzierung des Quellcodes (wir berichteten).

Allerdings dürfen die Unternehmen den Quellcode auf keinen Fall verändern. Die Offenlegung soll ihnen nur dabei helfen, ihre Anwendungen zu optimieren und Software-Probleme zu beheben. Für den Bundestag dürfte das Gleiche gelten. Die Freigabe des Windows-Codes hat also nichts mit dem Open-Source-Gedanken bei Linux zu tun, bei dem die Anwender selbst den Kernel verbessern können. (jma)