Leistungsbremse für Funknetze

Access Points für alte und neue Techniken

Ob beziehungsweise wie schnell sich Systeme auf Basis von IEEE 802.11a/h durchsetzen, wird davon abhängen, wie sie mit vorhandenen 802.11b-Netzen zusammenarbeiten. Die Hersteller sind sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst. Sie bieten beispielsweise Access Points an, deren Funkkomponenten sich austauschen lassen oder die sowohl 2,4 GHz als auch 5 GHz unterstützen.

Ein Problem konnten die Anbieter jedoch nicht lösen: Projekte, bei denen 5-GHz-Systeme mit im Spiel sind, erfordern ein Know-how, über das die meisten Netzwerkexperten (noch) nicht verfügen. Funkwellen im Bereich 2,4 und 5 GHz breiten sich auf unterschiedliche Weise aus, sodass bisherige Erfahrungswerte nicht mehr gültig sind. Hinzu kommt, dass auch die kabelgestützten Elemente eines Wireless LAN 5 GHz unterstützen müssen. Einfach geschirmte Koaxialkabel, die für 2,4-GHz-Systeme ausreichen, sind für 5 GHz untauglich. IEEE 802.11a/h erfordert doppelt geschirmte Kabel, die bis 5 GHz spezifiziert sind. Positiv ist dagegen, dass sich bei einer Neuinstallation die Mehrkosten für eine 5-GHz-taugliche Peripherie in Grenzen halten.

Neben der höheren Datenrate haben 802.11a/h-Systeme den Vorteil, dass sie 18 Übertragungskanäle zur Verfügung stellen, die sich nicht überlappen. Bei 802.11b stehen dagegen nur drei Kanäle zur Verfügung. Dafür muss der Nutzer beim neuen Standard in Kauf nehmen, dass die Reichweite nur etwa halb so groß ist wie bei IEEE 802.11b. Hier zu Lande beträgt sie sogar nur 10 bis 30 Prozent der von 802.11b-Netzen, weil die Sendeleistung auf 30 beziehungsweise 60 mW eingeschränkt ist. IEEE 802.11h soll dagegen ähnliche Distanzen wie 802.11b-Netze überbrücken, und das bei einer fünfmal so hohen Datenrate.

Nach Angaben des deutschen WLAN-Anbieters Artem beträgt in einem Büro die Reichweite eines 802.11b-WLANs bei einer Nettodatenrate von 5,5 MBit/s etwa 57 Meter. Mit 802.11a lassen sich 28 MBit/s über Distanzen von bis zu 12 Meter übertragen. Zum Vergleich noch die Werte für IEEE 802.11g: Bei 18 bis 28 MBit/s netto beträgt die Reichweite 19 Meter. Die letztgenannte Spezifikation wird in den kommenden Monaten als Standard verabschiedet. Sie nutzt das 2,4-GHz-Band und sieht Bruttodatenraten von bis zu 54 MBit/s vor.

Anwender in Deutschland, die ein schnelles Wireless LAN aufbauen möchten, haben somit mehrere Alternativen: Zum einen können sie abwarten, bis Produkte für IEEE 802.11h auf den Markt kommen. Das dürfte aber noch mindestens bis Ende des Jahres dauern. Zum anderen besteht die Möglichkeit, Systeme auf Basis von IEEE 802.11a einzusetzen, die für den deutschen Markt modifiziert wurden. Die Reichweite solcher WLANs lässt sich in diesem Fall mithilfe von passiven Antennensystemen erhöhen. Wer ein bestehendes IEEE-802.11b-Netz mit einbinden möchte, kann zudem auf Adapterkarten und Access Points zurückgreifen, die sowohl 802.11 a als auch b unterstützen.

Eine dritte Alternative besteht darin, auf IEEE 802.11g zu setzen. So genannte "Pre-Standard"-Komponenten sind bereits zu haben. Der Zeitplan der Working Group g des IEEE sieht vor, dass der Standard im zweiten Quartal offiziell verabschiedet wird. IEEE-802.11g-Systeme werden in etwa dieselbe Reichweite wie 802.11b-Netze haben, stellen jedoch, ebenso wie diese, nur drei Kanäle zur Verfügung.

Einen "Königsweg" gibt es also nicht. Im Einzelfall helfen nur Vereinbarungen mit dem Systemlieferanten, in denen festgeschrieben ist, dass dieser Komponenten umrüstet oder austauscht, sobald neue technische Spezifikationen herauskommen.

Zur Person

Maximilian Meindl

ist Marktmanager WLAN im Geschäftsbereich Funk bei der Huber + Suhner GmbH in Taufkirchen. Zu seinen Hauptaufgaben zählt der Aufbau des indirekten Vertriebes im Bereich Wireless LANs.