Kurz mitgeteilt

Integration von SMS

Generell lassen sich bei SMS zwei große Anwendungsgruppen unterscheiden: Zum einen sind dies die SMS-Nachrichten, die Informationen oder Nachrichten transportieren, also meistens vom Empfänger an seinem Mobiltelefon gelesen werden. Die zweite Gruppe sind die Mitteilungen, die eine Information enthalten, die primär von Computern ausgewertet werden. Diese Nachrichten können etwa Steuerbefehle oder auch Meßwerte enthalten, die von einem Punkt zum anderen übermittelt werden sollen. Zunächst sind die Daten an das Netz des Mobilfunk-Betreibers beziehungsweise an das dort vorhandene SMSC zu übermittelen. Für die Integration von SMS in computergestützte Umgebungen und Anwendungen sind jedoch nicht alle Zugangswege gleich gut geeignet.

Bei den Netzbetreibern haben sich drei verschiedene Arten der Übermittlung etabliert, die sich durch die Kosten pro Nachricht sowie durch das maximal mögliche Nachrichtenvolumen unterscheiden. Möchte man Nachrichten mit einem Modem übermitteln, so verursacht dies die höchsten Kosten pro Nachricht, zudem ist die Kapazität sehr beschränkt. Diesen Nachteilen stehen die geringen Grundkosten dieser Lösung gegenüber. Eine analoge Telefonleitung ist meistens vorhanden, ebenso ein Modem - eine ideale Konfiguration für den Testbetrieb von SMS-Anwendungen oder für Fälle, bei denen nur wenige Nachrichten pro Monat zu versenden sind.

Etwas teurer, was die Grundkosten angeht, ist der Einsatz eines Funktelefons zur Einspeisung von SMS-Nachrichten. Preisgünstiger und effektiver für den Computereinsatz ist ein sogenanntes GSM-Funkmodem wie beispielsweise das "GSM-Modul M1" von Siemens. Auf diese Weise lassen sich auch SMS-Nachrichten empfangen und im Computer etwa für Steuerungszwecke weiterverarbeiten. Zudem ist die Kapazität dieser Lösung wesentlich höher, sie liegt etwa um den Faktor fünf höher als bei der Übermittlung per Analogmodem. Die schnellste, aber aufwendigste Lösung stellt der Einsatz eines SMS-Servers dar - auch Virtual Short Message Center (VSMSC) genannt. Technisch gesehen ist das VSMSC ein über Datex-P mit dem "Original-SMSC" verbundenes Computersystem, das über eine extrem hohe Kapazität bei der Übermittlung und beim Empfang von SMS verfügt. Bis zu 10000 SMS pro Stunde sind ohne weiteres machbar und werden etwa für den Versand von Börseninfos oder Fußballergebnissen eingesetzt. Die Beherrschung der Zugangstechniken ist nur ein Schritt zur gelungenen Integration von SMS in Computersysteme.

Mindestens genauso wichtig ist die korrekte Einordnung des Versandes von SMS in das OSI-Schichtenmodell und die Bereitstellung geeigneter Software, um diese Funktionen auch nutzen zu können. Ein gelungenes Konzept einer solchen Softwareumgebung stammt beispielsweise von der Münchener Firma Weckwerth & Bertram. Hier hat man für alle verfügbaren Zugangsvarianten eigene Serversysteme entwickelt, die über eine einheitliche Softwareschnittstelle verfügen. Soll nun ein vorhandenes Programm oder System mit der SMS-Funktionalität aufgerüstet werden, greift man auf vorhandene Serversysteme zurück und muß lediglich noch die Anpassung der Softwareschnittstelle auf die vorhandene Systemumgebung vornehmen. So lassen sich Entwicklungszeiten und Kosten einsparen.

SMS im praktischen Einsatz

Ein gutes Beispiel einer Meßdatenübertragung über SMS liefert die Firma IAS aus Geretsried bei München mit der GSM-Box "DF512-FX". Diese Box, welche auf dem Funkmodem M1 basiert, ist ein Fernwirksystem, das Betriebs- und Störmeldungen als Kurzmitteilung über das Mobilfunknetz überträgt. Verpackt in einem robusten Kunststoffgehäuse bietet das System digitale und analoge E/A-Funktionen, die über SMS gesteuert werden beziehungsweise eine Kurznachricht auslösen. An die GSM-Box lassen sich alle gängigen Geber anschließen. Die integrierte SPS (speicherprogrammierbare Steuerung) gestattet vor Ort die Verarbeitung digitaler und analoger Prozeßdaten, beispielsweise Meßwerte oder Störungsmeldungen. Die so gewonnenen Meldungen werden als Kurzmitteilung im Klartext zu einem Mobiltelefon oder zu einer EDV-Anlage übertragen. Vom Mobiltelefon aus läßt sich jederzeit der aktuelle Zustand der Eingänge in der GSM-Box abfragen. Das Gerät eignet sich aufgrund seiner Bauweise besonders für den Einsatz im Bereich der Industriesteuerung, bei der SMS-Nachrichten ohne den Einsatz von zusätzlicher EDV übertragen werden müssen. Existierende Systeme, wie etwa Steuerungen für Klima- und Lüftungstechnik lassen sich so mit der Fähigkeit erweitern, Kurznachrichten etwa im Alarmfall zu versenden. Ebenso ist es möglich, empfangene Kurznachrichten als Steuerbefehle in die Steuersoftware zu übernehmen. Handelt es sich um wichtige Störmeldungen, so müssen diese schnell und sicher zu einer Leitstelle oder direkt zu einem Servicetechniker übertragen werden. Die Übertragung dieser Meldungen als SMS ist in diesen Fällen oft die beste Variante. Auf diese Weise lassen sich vorhandene Mobiltelefone zusätzlich als Alarmierungsempfänger nutzen. Dabei werden Betriebszustände und Störmeldungen als Klartext auf dem Display des Telefons angezeigt.

Steuern und alarmieren

Im Gegensatz zu herkömmlichen Pager-Systemen kann vom Handy aus auch aktiv in einen Prozeß eingegriffen werden. So lassen sich beispielsweise Sollwerte ändern oder Aggregate ein- beziehungsweise ausschalten. Handelt es sich um intelligente Endgeräte, die Meßdaten drahtlos zu einer zentralen Leitstelle übertragen sollen, so bedient man sich einer seriellen Kopplung zwischen dem Endgerät und dem GSM-Controller. Die übermittelten Daten von dem Endgerät werden in eine SMS-Nachricht umgesetzt und über das Mobilfunknetz zur Zentrale übertragen. Anwendungen existieren beispielsweise in der Fernauslesung von Gas-, Wasser- und Stromzählern. Gilt es Prozeßdaten aus bereits vorhandenen Automatisierungsgeräten zu übertragen, so kann dies mit Hilfe eines entsprechenden Kommunikationsprozessors erfolgen. Über einen Kommunikationstreiber oder zwischengeschalteten Protokollkonverter können die gängigsten Automatisierungsgeräte Daten mittels SMS austauschen. Störmeldungen werden beispielsweise direkt zum Servicetechniker geleitet, Meßwerte und Zustandsanzeigen zur weiteren Verarbeitung zu einer zentralen Leitstelle übertragen. Eine solche Leitstelle, die idealerweise als Computersystem aufgebaut ist, stellt eine wichtige Komponente beim Einsatz etwa der GSM-Box dar. Diese Leitstelle protokolliert dabei alle Vorgänge und stellt die eingehenden SMS zusätzlich auf entsprechenden Bildschirmen dar beziehungsweise löst einen Alarm aus. Über eine Leitstelle lassen sich die Funktionen einer GSM-Box ebenfalls komfortabel steuern, so daß Anzeigen von Prozeßdaten und das Auslösen von Steuerbefehlen von einer grafischen Benutzeroberfläche aus erfolgen können.

Die Besonderheit bei SMS-gestützten Systemen ist allerdings die Tatsache, daß die Leitstelle und der zu steuernde Prozeß sehr weit auseinander liegen können, selbst Systeme im fernen Ausland wie etwa Südafrika oder Australien lassen sich über SMS - dank International Roaming - kostengünstig fernsteuern. Eine modulare Softwarearchitektur erlaubt hier ein breites Einsatzgebiet. Zu verschiedenen Info-Systemen existieren beispielsweise bei Weckwerth & Bertram Gateways, die einen SMS-Austausch mit diesen Systemen ermöglichen. So gibt es etwa ein Mail-Gateway, das EMails als SMS-Nachrichten versendet. Auf diese Weise lassen sich neben der Einsatzsteuerung von Vertriebs- und Servicemitarbeitern auch die vorhandenen Computersysteme überwachen. Ein ähnliches Gateway hat Compuserve installiert. Das System erlaubt es Compuserve-Kunden, über das Internet Kurznachrichten zu versenden. Neben dem Versand von individuellen Nachrichten erlauben die gleichen Systeme aber auch Massenversendungen, wie Börsennachrichten oder Fußballinfos [1]. So können beispielsweise FC-Bayern-München-Fans täglich Nachrichten über ihren Fußballverein via SMS beziehen. Diese große Palette an Beispielen zeigt recht deutlich, daß SMS zu wesentlich mehr Aufgaben herangezogen werden kann als nur zur Benachrichtigung von Maibox-Inhabern. Professionelle Datenbankabfragesysteme oder die Gateways zu Mail-Systemen oder Corporate-Networks zeigen eine neue Form der Kommunikation im Mobilfunk auf. Nicht zuletzt dringt SMS durch die geringen Kosten immer mehr in den Bereich Telemetrie vor.

(gob)