Facebook im Büro

Intern hört die Freundschaft auf

Schlüpfrige Chats und die Folgen

Wie gefährlich die Vogel-Strauß-Taktik sein kann, zeigt ein Beispiel: Ein Angestellter chattet während der Arbeitszeit über Facebook mit seiner Freundin. Schlüpfrige Bemerkungen wandern hin und her, eine landet als Facebook-Benachrichtigung im dienstlichen E-Mail-Postfach. Am nächsten Tag ist der Mitarbeiter krank, doch seine Kollegen brauchen dringend eine Mail aus seiner Inbox. Also gibt die IT-Abteilung den Zugriff frei – und die Kollegen stoßen als Erstes auf die Chat-Nachricht. Der Chef ist entsetzt, der Mitarbeiter fühlt sich ausspioniert, die Sache landet vor dem Arbeitsgericht.

Solche Fälle häufen sich. „Deshalb sollte die Facebook-Nutzung geregelt werden", empfiehlt Anwältin Diercks. Bewährt hätten sich Richtlinien, in denen klar steht, was der Mitarbeiter online darf und was nicht. Typische Punkte in solchen Social-Media-Guidelines: Immer klarmachen, dass man nur für sich selbst und nicht für die Firma spricht, Vertraulichkeit wahren, keine Namen von Kollegen oder Kunden erwähnen. Darüber hinaus sollten die Firmen genau erklären, in welchen Fällen ein Unternehmen auf die Internet-Daten der Angestellten zugreifen kann und wie das abzulaufen hat.

Aber was ist, wenn der Mitarbeiter einfach sein privates Smartphone benutzt, um sich während der Arbeitszeit auf Facebook zu tummeln? Rein technisch wäre damit das Verbot tatsächlich umgangen, doch es bleiben Risiken. „Streng genommen darf der Mitarbeiter das nur außerhalb der Arbeitszeit", gibt Juristin Diercks zu bedenken. Hinzu kommt, dass auch in diesem Fall keine uneingeschränkte Plauderfreiheit gilt. Wer zum Beispiel im Netz Interna verrät oder den Chef beleidigt, muss mit einer Abmahnung oder sogar Kündigung rechnen. Juristisch gesehen gilt nämlich für Facebook das Gleiche wie für einen Kneipentresen – wer hier Vertrauliches hinausposaunt, verletzt seine Treuepflicht gegenüber dem Arbeitgeber und kann für diesen Verstoß belangt werden.

Trotz aller nicht zu unterschätzenden Probleme bröckelt die Social-Media-Mauer. Nach einer Vorhersage von Gartner werden im nächsten Jahr nur noch 30 Prozent aller Konzerne den Zugang zu Facebook & Co. sperren. Der einfache Grund: In immer mehr Teams und Abteilungen sei das Mitmach-Web mittlerweile so wichtig, dass bei einer Sperrung die Arbeit stillstehen würde. Diese Erkenntnis scheint übrigens auch bei Porsche Einzug zu halten. Gegenüber der COMPUTERWOCHE bestätigte ein Sprecher, dass „manche Zugriffsbeschränkungen demnächst gelockert werden könnten".