Infineon mit Milliarden-Gewinnsprung

Der Chiphersteller Infineon sieht nach einem Gewinnsprung in Milliardenhöhe trotz aller Unkenrufe kein Ende des weltweiten Halbleiterbooms. "Selbst Pessimisten erwarten einen Abschwung frühestens Ende 2002", sagte Infineon-Chef Ulrich Schumacher am Dienstag in München.

Allerdings räumte er ein, dass es derzeit wegen gesunkener PC-Absätze eine Flaute bei Speicherchips gebe. Dennoch werde Infineon weiter mit guten zweistelligen Wachstumsraten glänzen. Der Infineon-Aktienkurs sank trotz des Rekordgewinns um zwischenzeitlich rund sechs Prozent auf gut 51 Euro. Wegen der Spekulationen über einen Abschwung der Chipkonjunktur war er seit dem Jahreshoch bei 93 Euro bereits stark gefallen.

Die Siemens-Tochter werde auch im laufenden Geschäftsjahr deutlich schneller wachsen als der Markt und neue Rekordgewinne einfahren, sagte Schumacher. Im Geschäftsjahr 1999/2000 (30. September) sei der Jahresüberschuss von 61 Millionen Euro auf den Rekordwert von 1,13 Milliarden Euro gestiegen. Damit habe man die Ziele vom Börsengang im März deutlich übertroffen. Auch Analysten hatten mit weniger Gewinn gerechnet. Die Aktionäre sollen entgegen früherer Ankündigungen eine Dividende in Höhe von etwa 0,65 Euro pro Aktie erhalten. Finanzchef Peter Fischl machte für die Ausschüttung auch steuerliche Gründe verantwortlich.

Der Umsatz legte im abgelaufenen Geschäftsjahr um 72 Prozent auf 7,28 Milliarden Euro zu. Das Marktwachstum in diesem Zeitraum bezifferte Schumacher auf 39 Prozent. Die Infineon Technologies AG (München) sieht sich unter den weltweiten Halbleiter-Herstellern auf dem achten Rang.

Auf Grund der aktuellen Unsicherheit der weltweiten PC-Märkte erwarte Infineon im laufenden Geschäftsquartal eine schwächere Nachfrage und auch spürbar niedrigere Preise bei Speicherprodukten, sagte Schumacher. Mit einer Markterholung sei in diesem Segment spätestens in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2000/01 zu rechnen. Für das Gesamtjahr erwarte er daher auch bei Speicherprodukten steigende Umsätze und Ergebnisse. In jedem Fall aber wolle Infineon das Geschäft mit Nicht-Speicherprodukten massiv ausbauen.

Insgesamt sei man für den Chipmarkt zuversichtlich gestimmt, sagte Schumacher. Experten rechneten im kommenden Jahr mit einem weltweiten Marktwachstum von 27 Prozent. "Infineon erwartet auch im kommenden Jahr wesentlich stärker als der Branchendurchschnitt zu wachsen." Er deutete an, dass Infineon im besten Fall doppelt so schnell wachsen werde wie die Branche.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte Infineon den Umsatz bei allen Aktivitäten. So wuchs der Geschäftsbereich "Drahtlose Kommunikation" um 41 Prozent, der Umsatz bei Chipkarten legte um 36 Prozent zu. Weit mehr als verdoppelt wurden die Erlöse mit Speicherprodukten.

Den Fokus richte man künftig weiterhin auf die Kommunikation, sagte Schumacher. "Wir wollen Lösungen für die schnell wachsenden Märkte des Internets anbieten." Im Bereich Kommunikation seien auch Akquisitionen geplant. Ein Ende des Handy-Booms ist nach Einschätzung Schumachers nicht in Sicht. Laut Marktprognosen werde der Absatz von Mobilfunkgeräten bis 2005 um jährlich durchschnittlich 36 Prozent steigen. Trotz des neuen UMTS-Standards werde GSM dabei bis zum Jahr 2005 Wachstumstreiber bleiben.