Halbleiterindustrie erreicht Reifestadium

IBM: Moores Law verliert Gültigkeit

Die Gültigkeit des Mooreschen Gesetzes hat bald ein Ende. Das prophezeite Carl Anderson, IBM-Verantwortlicher für Physical Design in der Servern-Division, auf einem Treffen von Hableiterspezialisten.

Der Chipbranche werde es ähnlich ergehen wie anderen Industriebereichen in der Vergangenheit, deren rasantes Wachstum eines Tages zurückging und sich die Geschwindigkeit, mit der Innovationen gelingen, verringerte. Genauso ist es laut Anderson der Eisenbahn-, Auto- oder Flugzeugindustrie gegangen, berichtet das Technikportal EETimes.

"Moores Law" wurde von Intel-Mitbegründer Gordon Moore 1965 formuliert. Es besagt, dass die Halbleiterindustrie alle 18 Monate die Strukturgröße der Chips halbieren und gleichzeitig die Arbeitsgeschwindigkeit verdoppeln kann. Diese Regel gilt seit dem und verschaffte der Chipindustrie über Jahrzehnte hinweg ein rasantes Wachstum. Damit wird jedoch bald Schluss sein, so Anderson, der bei IBM zum Kreis der Vordenker zählt und in der Branche als Technik-Guru gilt. Bei Moores Law handle es sich eher um eine Faustregel und nicht um ein strenges Gesetz, das befolgt werden müsse.

Als Begründung führt Anderson an, dass die Halbleiterindustrie wie jede Boombranche ein Reifestadium erreichen wird, in dem die Innovationen automatisch langsamer werden. "Die Eisenbahnbranche hat im 19. Jahrhundert ein exponentielles Wachstum erlebt. Die Automobilindustrie verzeichnete ihre Hochzeit in den 30er- und 40er-Jahren des 20. Jahrhunderts", erläutert der IBM-Guru. In der Flugzeugindustrie sei ähnliches zu beobachten gewesen. "Die Geschwindigkeit der Flugzeuge hat sich solange erhöht, bis die ersten Piloten die Schallgeschwindigkeit erreichten", so Anderson. Dann war es vorbei mit dem exponentiellen Wachstum.

In der Chipindustrie wird es sich ähnlich verhalten. "Ein oder zwei Generationen wird die Entwicklung in den Spitzenbereichen noch weitergehen, beispielsweise bei Multicore-Prozessoren. Jedoch merken bereits jetzt Entwickler, dass für Standard-Applikationen nicht die neuesten Chipdesigns notwendig sind", sagt Anderson. Hinzu kommt, dass die Kosten für die Weiterentwicklung enorm steigen. Der Einstieg in eine neue Halbleitergeneration wird für einige Chiphersteller schlichtweg nicht mehr leistbar. (pte/cvi)