EU-Projekt soll Übersetzungen automatisieren

Im europäischen Projekt EuroMatrix sollen automatische Übersetzungssysteme für alle 23 Amtssprachen der EU entwickelt werden. Die Wissenschaftler wollen dabei statistische und regelbasierte Methoden kombinieren.

Der explodierende Bedarf an Textübersetzungen in der EU gehört zu den direkten Folgen von Globalisierung, europäischer Integration und internationaler Zusammenarbeit. Technische und juristische Übersetzungen zwischen den Sprachen der EU lassen sich aber nicht in Billiglohnländer wie Indien auslagern.

Die automatische Übersetzung ist daher nach Meinung vieler Experten langfristig die einzige realistische Lösung. Viele sehen in ihr auch eine Funktion für die Bewahrung der Sprachenvielfalt. Die Meinungen über die Möglichkeiten der automatisierten Übertragung divergieren aber stark. Dass in absehbarer Zeit maschinelle Übersetzungen die eines Fachübersetzers ersetzen können, bezweifeln viele. Andererseits erzielen Unternehmen durch den Einsatz von Übersetzungssoftware bereits erhebliche Kosteneinsparungen.

„Die Wahrheit liegt zwar nicht ganz in der Mitte, und doch haben beide Seiten auf ihre Weise recht“, sagt der Koordinator des Projekts Professor Hans Uszkoreit von der Saarland-Uni. „Selbst die völlig veralteten und qualitativ unzureichenden Übersetzungssysteme, die heute sehr begrenzt in Wirtschaft und Verwaltung eingesetzt werden, ermöglichen bereits in großem Umfang Kosten zu sparen. Der eigentliche Durchbruch der maschinellen Übersetzung steht aber noch bevor.“

Professor Dr. Hans Uszkoreit, Universität des Saarlandes. Foto: das bilderwerk
Professor Dr. Hans Uszkoreit, Universität des Saarlandes. Foto: das bilderwerk
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Einen Grund für Optimismus liefern nach längerem Stillstand in der Forschung die beeindruckenden Fortschritte der statistischen Übersetzungsverfahren. Diese lernen die Übersetzungsmuster aus großen Mengen übersetzter Texte. „Sie sind zwar auch noch weit von der benötigten Perfektion entfernt, werden aber von Jahr zu Jahr besser. Sie machen jedoch andere Fehler als die traditionellen Übersetzungsverfahren, welche mit Regeln arbeiten, die von Linguisten programmiert wurden“, so Uszkoreit weiter.

Eine Lösung sieht der Saarbrücker Sprachtechnologe daher in der geschickten Verbindung der Methoden. Eben hier setze das internationale Forschungsprojekt EuroMatrix an: Die besten bestehenden Verfahren für regelbasierte und für statistische Übersetzung sollen kombiniert und optimiert werden. Die Wissenschaftler werden außerdem untersuchen, wie sich statistische Übersetzungsverfahren durch linguistische Methoden verbessern lassen. Ein wesentlicher Bestandteil des Vorhabens ist auch die Organisation von Wettbewerben zwischen den besten Übersetzungssystemen.

EuroMatrix ist auf 30 Monate angelegt und wird im sechsten Rahmenprogramm der EU mit 2,5 Millionen Euro gefördert. (Detlef Scholz)