Ethernet fürs Citynetz

Daten- und Sprachdienste über 10-Gigabit-Ethernet

Dass sich mittlerweile mehrere Industriekonsortien und Normierungsgremien mit dem Thema "Ethernet im Metropolitan Area Network" beschäftigen, ist nicht verwunderlich. Zum einen ist davon auszugehen, dass speziell in Citynetzen datenorientierte Anwendungen im Vergleich zur Übermittlung von Sprache an Boden gewinnen werden. Dabei handelt es sich nicht nur um die häufig als "Killerapplikation" titulierte Übermittlung von Sprache über IP-Netze (Voice over IP). Vielmehr werden, zumindest nach Einschätzung von City-Carriern, Anwendungen an Bedeutung gewinnen wie die Kopplung von Speichersystemen und Storage Area Networks an unterschiedlichen Unternehmensstandorten, oder die Vernetzung von Rechenzentren und Serverfarmen über Citynetze.

Mit 10-Gigabit-Ethernet wird ab dem Frühjahr 2002 eine Technik zur Verfügung stehen, die auf diese Applikationen zugeschnitten ist. Ein Vorteil von 10GE ist, dass es sich direkt mit OC-192-SDH-Ringen (Synchrone Digitale Hierarchie) verbinden lässt, sodass durchgängige "End-to-End"-Ethernetverbindungen über SDH möglich sind. Dem Marktforschungsunternehmen IGI Group zufolge werden 2003 in City- und Weitverkehrsnetzen 10GE-Komponenten im Wert von 1,8 Milliarden Dollar installiert; 2004 sollen es bereits Systeme im Wert von 3,6 Milliarden Dollar sein.

In einem Strategiepapier zum Thema 10-Gigabit-Ethernet hat Cisco Systems Einsatzszenarien von 10GE im MAN-Bereich beschrieben. Das Unternehmen erwartet, dass die neue Ethernet-Variante vor allem in Verbindung mit Dense Wavelength Division Multiplexing (DWDM) über Dark-Fibre-Verbindungen zum Zuge kommt. Dark Fibres sind quasi "nackte" SingleMode-Lichtwellenleiter ohne Terminierung, die Carrier und Service- provider ihren Kunden zur Nutzung anbieten. Dabei sind Distanzen von bis zu 100 Kilometern vorgesehen. Zu den Vorteilen von 10GE im Citynetz zählt laut Cisco, dass eine solche Struktur nicht so komplex ist wie ein Netz auf Basis von SDH und ATM. Hinzu komme, dass die Datenrate mit 10 GBit/s höher sei als OC-3 (155 MBit/s) oder OC-12 (622 MBit/s).

In den USA etablieren sich bereits Citynetz-Carrier, die ganz auf SDH verzichten und ausschließlich auf eine paketorientierte Infrastruktur auf Grundlage von Gigabit-Ethernet setzen. Ein Beispiel dafür ist Yipes. Allerdings haben diese Firmen damit zu kämpfen, dass sie nicht - wie traditionelle Serviceprovider - eine Verfügbarkeit des Netzes und der Dienste von 99,999 Prozent garantieren können.

Ein weiterer Faktor ist die installierte Basis von SDH- und ATM-Systemen. Diese Investitionen einfach "wegzuwerfen", dürfte den Carriern schwer fallen, vor allem angesichts der derzeitigen Konjunkturdelle und des harten Konkurrenzkampfes unter den Anbietern.

Das Metro Ethernet Forum geht daher davon aus, dass neue und klassische Verfahren im Citynetz Verwendung finden: "Ethernet lässt sich im MAN flexibel einsetzen", sagt Nan Chen, "etwa um Daten über SDH-Strukturen oder um TDM-Vekehr (Time Division Multiplexing) über Ethernet zu transportieren. Wir erwarten, dass beide Technologien koexistieren werden."