Industriespionage

Es trifft nicht immer nur die Großen

Selbsteinschätzung potenziell betroffener Unternehmen

Dazu Fred Maro, Gründer des Unternehmens FM-nospy und international anerkannter Fachmann zum Schutz gegen Social Engineering:

Wir befragten Führungskräfte aus 50 Unternehmen danach, worin diese die größte Gefahr für Informationsschutz auf Reisen sehen. Als Ergebnis ergaben sich folgende Punkte: Gefahrenunterschätzung der Reisenden, schwierig einzuschätzende Messe- und Kongressteilnehmer als Gesprächspartner, unnötig viele vertrauliche Daten auf Laptops, Tablets und Smartphones sowie 'Venus- und Adonis'-Fallen. In der selben Umfrage baten wir um eine Einschätzung der Sicherheit vertraulicher Informationen und Materialien im eigenen Unternehmen. Die Antworten zeugen oft von erheblicher Unkenntnis der tatsächlichen Spionagetechniken und einem erschreckendem Unterschätzen realer Gefahren. Beispiele von Antworten: Bei uns hat jeder Compliance Regeln unterschrieben. Wir haben einen Sicherheitsbeauftragten. Wir vertrauen unseren Dienstleistern. Unsere IT ist sehr gut geschützt. Oder: Bei uns gibt es nichts zu stehlen."

Viele Unternehmen unterschätzen die Gefahren durch Social Engineering.
Viele Unternehmen unterschätzen die Gefahren durch Social Engineering.
Foto: Tomasz Trojanowski - Fotolia.com

So können sich Mitarbeiter schützen

Um sich als Mitarbeiter im Vertrieb vor Social-Engineer-Angriffen wirkungsvoll schützen zu können, muss man zuerst Stehlenswertes definieren und evaluieren (die "Kronjuwelen" des Unternehmens lokalisieren) und - mit den Augen erfahrener Spione - Schwachstellen in relevanten Prozessen, sowie im Alltagsverhalten finden und analysieren.

Ein großer Teil der Angriffe auf Vertriebsmitarbeiter geschieht während Dienstreisen, Besprechungen und Tagungen. Deshalb ist es sehr wichtig, vor Allem reisende Mitarbeiter über die Möglichkeiten und Vorgehensweisen dieser Spionageform aufzuklären. Nur wer Angriffstechniken kennt, kann sich vorbereiten. Dabei helfen allerdings keine Broschüren oder warnende Mails, sondern nur praxisgerechte Seminare mit Profis, die diese Angriffsformen und die Tricks der meist professionellen Spione sehr genau kennen.

Der Mitarbeiter stellt nicht nur das größte Sicherheitsrisiko im Unternehmen dar, er kann auch das beste Schutzschild gegen Angreifer sein - eine "Human Firewall" sozusagen. Nur wenn Mitarbeiter am Thema Informationsschutz Interesse finden, können Social Engineering Angriffe wirkungsvoll behindert oder sogar vermieden werden. (bw)