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Datenrettung: Professionelle Hilfe statt Datenverlust

Kühlung verhindert Headcrash

Das Datenrettungsunternehmen Kroll Ontrack bekommt sehr oft defekte Enterprise-Festplatten aus Servern zugesendet. Nicht, weil die Platten per se unzuverlässig sind, im Gegenteil, der Ausfallgrund ist Überhitzung durch mangelnde Kühlung.

Festplatten sind komplexe elektromechanische Geräte, deren Zuverlässigkeit stark von der Umgebung abhängt. Neben relativer Luftfeuchtigkeit, Spannungsversorgung, Schock und Vibration ist vor allem zu hohe Temperatur ein potenzieller Datenkiller. Sowohl die Zuverlässigkeit der Elektronik als auch der Mechanik - Spindelmotor und Lager - hängt stark von der Umgebungstemperatur sowie einem adäquaten Luftstrom ab.

Die Festplattenhersteller geben stets einen zulässigen Temperaturbereich für den Betrieb der Laufwerke an. Meist liegt dieser im Bereich von 5 bis 55 Grad Celsius. Die Zuverlässigkeitsangaben wie MTBF oder AFR basieren dabei auf einer bestimmten Normtemperatur. Hier differieren die Hersteller: Hitachi gibt beim SATA-Laufwerk Deskstar 7K2000 40 Grad und Seagate beispielsweise bei der Barracuda 7200.12 SATA 25 Grad Celsius an.

Wie sich die Ausfallwahrscheinlichkeit einer Festplatte mit der Temperatur verändert, zeigt Hitachi in der Illustration Temperatureinfluss (siehe Bild). Jedes Grad Celsius über der Normtemperatur senkt die Zuverlässigkeit um 2 bis 3 Prozent. Nur 5 Grad mehr, und die Ausfallwahrscheinlichkeit steigt bereits um 10 bis 15 Prozent. Andererseits erhöht sich aber auch die Zuverlässigkeit, wenn die Betriebstemperatur der Festplatte unterhalb des Normwerts verweilt. Von Seagate gibt es ähnliche Untersuchungen: Läuft eine Festplatte bei 100 Prozent Duty Cycle statt bei "kühlen" 25 Grad Celsius mit 40 Grad, so verdoppelt sich bereits die Ausfallwahrscheinlichkeit. Bei einer Temperatur von 56 Grad Celsius vervierfacht sich laut Seagate der AFR-Wert sogar.

Bei zu hohen Betriebstemperaturen kann schnell eine thermische Überlastung des Magnetscheibenstapels und des Aktuators auftreten. Dies verursacht möglicherweise "Off-track"-Schreibvorgänge mit der Folge von korrupten Daten auf angrenzenden Zylindern. Die Lager des Spindelmotors und Aktuators verschleißen bei hohen Temperaturen schneller und können zu mechanischen Schäden führen. Auch die Schmiermittel dieser Komponenten verlieren schneller an Wirkung oder verflüchtigen sich.