Consumer und Enterprise

Nicht alles "Java-Compatible"

Zwischenzeitlich hat sich der Graben weiter vertieft. So nutzt die Microsoft-VM spezifische Windows-Erweiterungen (Windows Foundation Classes) als Ersatz für die üblichen Funktionen innerhalb einer Standard-VM. Programmierer, die diese Erweiterungen etwa für die Benutzeroberfläche einer Applikation nutzen, grenzen mit diesem Schritt alle anderen VM-Umgebungen aus. Mitte März stellten Microsoft und Apple ihr gemeinsames Projekt vor, welches eine neue und gemeinsam genutzte VM für die Windows- und MacOS-Plattform zum Ziel hat.

Der vorläufige Richterspruch (eine Art einstweiliger Verfügung) verbietet Microsoft den Gebrauch des "Java-Compatible-Logos" im Zusammenhang mit dem Internet Explorer 4.0 und allen damit zusammenhängenden Produkten sowie dem "SDK for Java 2.0". Grundlage für die Entscheidung war, daß man bei Sun glaubhaft auf eine entstehende Verunsicherung innerhalb der Java-Gemeinde verweisen konnte, die einen Schaden nach sich ziehen könnte.

Mit der Variation des Themas "JavaOS" unter dem Namen "JavaOS for Consumers" stellte Sun eine universelle Systemumgebung für den lukrativen Massenmarkt der Konsumgeräte wie Set-Top-Boxen, PDAs, Web-Phones oder Autonavigationssysteme vor. "JavaOS for Consumers" baut auf dem im letzten Jahr aufgekauften Echtzeitbetriebssystem "ChorusOS" auf und kombiniert dieses mit dem eigenen Personal-Java. Darüber hinaus steht ein speziell für die typischen Ausgabemedien (Displays) mit einer niedrigeren Auflösung optimiertes Grafiksubsystem zur Verfügung. Da gerade bei den kommenden vernetzten "Personal Devices" die Sicherheit groß geschrieben wird, steht der volle SSL-Support (Secure Sockets Layer) zur Verfügung.

Als einer der ersten Hersteller zeigte Alcatel mit seinem "Screenphone", in welche Richtung der Konsumartikelzug mit JavaOS fahren wird. Dieses Endgerät bietet neben einem Komforttelefon auch einen einfachen Zugang zu World Wide Web, E-Mail sowie Namens- und Adreßverzeichnissen. Mit Telxon zeigte der führende Anbieter von Handheld-Devices für vertikale Anwendungen wie Versicherungen, Lagerhaltung oder Krankenhäuser erste Systeme, die auf JavaOS-Basis arbeiten. Die Systeme stehen in der Regel per Funk mit einem zentralen Server in Verbindung, bei dem alle Informationen zusammenlaufen. Vor Ort kann der Anwender über das Handheld-System auf diese Daten zugreifen beziehungsweise diese verändern. Zusammen mit Toshiba will Sun weitere Techniken entwickeln, die speziell den mobilen Anwender unterstützen sollen.

Einer gemeinsamen Erklärung zufolge lizenziert Sony die Personal-Java-Umgebung, um damit Produkte insbesondere im Bereich der Unterhaltungselektronik zu entwickeln. Das übergeordnete Ziel ist, eine offene Systemarchitektur für die unterschiedlichen Geräte, vom PC über die Audioanlage bis hin zum digitalen Fernsehgerät, zu entwickeln, auf deren Basis die einzelnen Komponenten in einer vernetzten Umgebung besser untereinander kommunizieren können. Die noch näher zu definierende Zusammenarbeit sieht darüber hinaus vor, daß Sun spezielle Personal-Java-Tools für typische AV-Produkte entwickelt.

Speziell für NCs steht "JavaOS for NCs" zur Verfügung. Das modulare System bietet alle für den Betrieb eines NC notwendigen Systemkomponenten (Mikrokernel, VM, Gerätetreiber, Netzwerkklassen, Windows-System et cetera) und wird mit den Hot-Java-Views-Komponenten ausgeliefert.