Computex 2002: Hammer-Time in Taipei

Hinter ganz verschlossenen Türen

Den gröbsten PR-Schnitzer leistete sich diesmal Taiwans Regierung selbst. Taipei-Besucher aus allen Teilen der Welt fanden am Dienstagmorgen (Ortszeit) eine Nachricht unter der Tür ihrer Hotelzimmer. Von 13.20 bis 14.00 habe man sich im Zimmer aufzuhalten, lautete die asiatisch-freundliche Botschaft. Das taiwanische Militär würde eine Luftschutzübung durchführen.

Was das für den Messebetrieb bedeuten sollte, war hier noch nicht abzusehen. Punkt 13.20 Uhr waren die Türen der Messehallen plötzlich verschlossen. Freundlich, aber sehr bestimmt, wies das Wachpersonal auf die neue Regel hin: Raus geht's nicht, nur noch rein. Auch wer nur von Halle 1 zum Konferenzzentrum auf die andere Straßenseite wechseln wollte, hatte keine Chance.

Die westlichen Messebesucher waren mehr als irritiert. Überall war von geplatzten Terminen die Rede, und das ohnehin schon unzuverlässige GSM-Netz Taiwans brach für eine halbe Stunde endgültig zusammen. Um 14.00 Uhr öffneten sich die Pforten wieder, die Schlangen vor den Shuttle-Bussen stauten sich bis weit in die Hallen. Insgesamt dürfte die Militärübung über eine Stunde wertvolle Messezeit gekostet haben.

Später am Abend war dann von glücklichen taiwanischen Messebesuchern, die sich währenddessen im Freien aufhielten, zu erfahren, was die ganze Sache sollte. Das Militär wollte sein Radar ausprobieren, und dafür die Straßen räumen. Ein Hubschrauber flog dazu als Übungsziel quer über Taipei. Ob das allerdings erfolgreich war, darf bezweifelt werden. Taipei war alles andere als leer gefegt, rund um das Messegelände scheuchte niemand Passanten und Rollerfahrer in Gebäude.

Während die durch Festland-China durchaus bestehende Bedrohung noch als Motivation verständlich ist, gilt das keinesfalls für das Timing des Manövers. Wo die taiwanische Regierung wohl den unsicheren politischen Status der Insel ins Bewusstsein rücken wollte, wertete die Tageszeitung "Taipei Times" am Mittwoch auf der ersten Seite das Ereignis ganz anders: "Luftschutzübung ein schweres PR-Desaster" lautete die Schlagzeile.