Analysten: Psion soll PDA-Produktion aufgeben

Psion gilt seit dem Ausstieg Motorolas aus der Entwicklung eines stiftbasierten PDAs bei Analysten als potenzieller Übernahmekandidat. Einem Bloomberg-Bericht zufolge fordern diese von Psion entweder den Stopp der eigenen Hardwareproduktion oder die Suche nach einem starken Marketing-Partner.

Wie berichtet, zog sich Motorola vor zwei Wochen aus der Entwicklung des multifunktionalen Minirechners zurück, der Organizer und Mobiltelefon verschmelzen soll. Letztes Jahr auf der CeBIT hatte das Symbian-Konsortium, an dem neben Psion und Motorola auch Ericsson sowie Nokia beteiligt sind, das Referenzdesign eines solchen Geräts unter dem Namen Quartz vorgestellt. Quartz enthält neben dem Betriebssystem EPOC auch Schnittstellen für GSM- und GPRS-Module. Darüber hinaus soll die Plattform Java und die Funktechnik Bluetooth unterstützen.

Der Ausstieg Motorolas wirkt sich drastisch auf Psions Bilanzen für das laufende Geschäftsjahr 2001 aus. Das Unternehmen rechnet wegen steigender Entwicklungskosten mit einem um 12 Millionen Pfund Sterling (etwa 35 Millionen Mark) geringeren Vorsteuergewinn. Auch in punkto Marktanteile sieht es zur Zeit nicht gut für Psion aus. Laut dem Marktforschungsinstitut Canalys.com sank dieser in Westeuropa im letzten Jahr von 17,5 Prozent auf 8,9 Prozent.

Aufgrund dieser Entwicklung sehen Analysten Psion zu schwach aufgestellt, um auf eigenen Beinen gegen die übermächtige Konkurrenz wie Palm oder Handspring bestehen zu können. Die Fondsmanager raten Psion deshalb entweder zur Einstellung der eigenen PDA-Produktion oder zur Suche nach einem starken Marketing-Partner. Als Käufer beziehungsweise Partner werden Sonicblue, Nokia, Siemens und Matsushita genannt. Keines der drei Unternehmen gab dazu bisher eine Stellungnahme ab.

Einem deutschen Psion-Sprecher zufolge galt gerüchteweise auch Palm als Interessent. Der PDA-Marktführer habe dies jedoch letzte Woche energisch dementiert, sagte der Psion-Sprecher gegenüber tecChannel.de. Einen Verkauf der Hardwareabteilung schloss er kategorisch aus. Psion suche derzeit nach einem neuen Partner aus dem Telekommunikationsbereich, mit dem man das Quartz-Gerät zu Ende entwickeln könne. Psion habe seinen Teil bereits getan und die Organizer-Hardware des Geräts sei fertig. Verhandlungen mit neuen Partnern für die Mobilfunkeinheit des PDA seien schon im Gange, sagte er. Namen nannte der Sprecher allerdings nicht.

Er betonte gegenüber tecChannel.de zudem ausdrücklich, dass Motorola dem Symbian-Konsortium trotz des Ausstiegs bei der Quartz-Entwicklung weiterhin treu bleibe. Das Unternehmen werde weiterhin Mobiltelefone entwickeln, die mit dem Betriebssystem EPOC laufen. Auch Ericssons Smartphone R380 und Nokias Communicator 9210 setzen auf die EPOC-Plattform. Bei einem entsprechenden Erfolg der Geräte verdient Psion also mit. Daher sieht der Sprecher die Zukunft des Unternehmens nicht gefährdet.

Näheres zu Trends und Technologien im Markt der mobilen Minirechner lesen Sie in unserem Report PDA-Technologien für die Zukunft. (jma)