Manager packen aus

Warum Frauen in der IT oft nicht weiterkommen

Männlicher Machttrieb und andere Kommunikationseigenheiten verhindern Frauenkarrieren in der IT, sagen Manager. Sie verraten, wo Kolleginnen punkten können.

Geht es um Frauen in Führungsetagen, ist man hierzulande ganz schnell beim Reizthema Quote. "Diese Diskussion trifft nicht den Kern", sagt Thomas Hemmerling-Böhmer, Vorstand der Daten-Management-Beratung PDO Concept. Branchenkollege Siegfried Lautenbacher, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Beck et al., hält die Frage, ob Frau oder Mann, grundsätzlich für zu kurz gesprungen und glaubt, dass viele IT-Unternehmen schon einen Schritt weiter seien.

"Es ergibt für mich einfach keinen Sinn, das jeweils Typische an einer Frau oder einem Mann herauszuarbeiten, denn dann landet man gleich bei bestimmten Vorurteilen und Stereotypen", so der IT-Unternehmer, der Frauen in führenden Positionen beschäftigt. Er wünscht sich insgesamt mehr "reflektiertes Verhalten auf beiden Seiten und gegenseitigen Respekt" zum Wohl der Sache und der Kunden.

Von einigen Ausnahmen abgesehen, stehen die meisten IT-Unternehmen in ihren Bemühungen um wirksame Frauenförderung noch ganz am Anfang. Zwar weist mittlerweile nahezu jeder IT-Betrieb ein öffentlichkeitswirksames Förderprogramm auf, von der eigentlichen Umsetzung sind die meisten aber noch weit entfernt.

Siegfried Lautenbacher, Beck et al.: Der Geschäftsführer des IT-Dienstleisters wünscht sich mehr reflektiertes Verhalten bei Männern und Frauen.
Siegfried Lautenbacher, Beck et al.: Der Geschäftsführer des IT-Dienstleisters wünscht sich mehr reflektiertes Verhalten bei Männern und Frauen.
Foto: Privat

Hemmerling-Böhmer erklärt das so: "Machttrieb und Karriereehrgeiz der Männer sind noch zu groß. Da haben es Frauen schwer, ans Ruder zu kommen." In seiner Funktion als leitender CIO hat er in der Vergangenheit schon oft IT-Projekte gemeinsam mit Frauen gestemmt und kennt die Haltung seiner Geschlechtsgenossen gut.

Männer reden Frauen tot

Dieses Streben der Männer nach Dominanz zeige sich auch in der Kommunikation. "Männer beanspruchen für sich mindestens 70 Prozent der Redezeit, Frauen im Schnitt nur 30. Mit anderen Worten: Die Herren der Schöpfung reden mit kräftiger Stimme und gewaltigen Worten die Damenwelt tot", so Hemmerling-Böhmer.

Thomas Hemmerling-Böhmer, PDO Concept: "Machttrieb und Karriereehrgeiz der Männer sind noch zu groß."
Thomas Hemmerling-Böhmer, PDO Concept: "Machttrieb und Karriereehrgeiz der Männer sind noch zu groß."
Foto: PDO Concept

Während Frauen das eigentliche Ziel des Gesprächs im Blick hätten, gehe es Männern um die Verteidigung der eigenen Machtposition. Den Grund dafür sieht der IT-Manager in der unterschiedlichen Arbeitsauffassung: Frauen fragten viel häufiger nach, wenn sie etwas nicht verstanden hätten. Für sie sei sorgfältige Arbeit substanziell wichtig. Männer hingegen wollten sich keine Blöße geben, wenn sie etwas nicht begriffen hätten. "Stattdessen stellen sie Sachverhalte nebulös dar", sagt Hemmerling-Böhmer.

Frank Schabel, Hays: "Frauen wissen, dass die Team-Balance erfolgskritisch ist."
Frank Schabel, Hays: "Frauen wissen, dass die Team-Balance erfolgskritisch ist."
Foto: Hays

Haben Frauen das Sagen, beispielsweise in Projektteams, dann ändert sich das Teamverhalten, meint Frank Schabel, Marketing-Leiter des IT-Personaldienstleisters Hays. "Frauen achten darauf, dass sich das gesamte Team auf das Projektziel konzentriert und sich nicht in Machtkämpfe verstrickt. Zudem gehen sie auf die Akteure zu. Frauen wissen, dass die Team-Balance erfolgskritisch ist", so Schabel.

Frauen müssen sich besser verkaufen

Wie aber können Frauen ihre Stärken und Fähigkeiten zeigen, ohne am Machtgehabe der Männer zu scheitern? Hemmerling-Böhmer rät: "In der Männerdomäne IT wird eine Frau erst akzeptiert, wenn sie lernt, ihre Kompetenz richtig zu verkaufen. Warum? Die Herren fühlen sich dann häufig nicht mehr von ihr bedroht."

Denn erst, wenn Männer die Kompetenz der Frau richtig einschätzen können, haben sie keine Angst mehr, um eine Führungsposition gebracht zu werden. Um Frauen stärker für die IT zu begeistern und zu fördern, müsse allerdings auch die IT ihr Imageproblem lösen, fordert der Manager: "Die IT wandelt sich zum Business-Partner auf Augenhöhe, und ist immer weniger das Fricklertum im dunklen Server-Raum. Die IT braucht ein neues Selbstverständnis, dann fühlen sich auch mehr Frauen angesprochen."

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Computerwoche. (cvi)