Mangel an IPv4-Adressen beseitigt

IPv6-Netzwerkstandard offiziell gestartet

Mit dem offiziellen Start von IPv6 werden viele Anbieter neben IPv4- auch den IPv6-Standard ab sofort unterstützen. Der heutige World IPv6 Launch soll die Netzwerk-Welt revolutionieren, doch die Euphorie hält sich sowohl bei den Anbietern als auch bei den Nutzern in Grenzen.

Heute ist der offizielle Start zur Einführung des neuen IPv6-Netzwerkstandards gefallen. Bereits vor einem Jahr haben viele Netzwerkunternehmen in partiellen Testläufen die Funktionalität von IPv6 unter Beweis gestellt. Grund für die Einführung des Internetprotokolls der Version 6 sind die immer knapper werdenden IP-Adressen und schlechte technische Unterstützung von aktuellen Web-Anwendungen. Der Nachfolger IPv6 soll eine Vielzahl von Unzulänglichkeiten des Vorgängers eliminieren.

So bietet das neue Internetprotokoll IPv6 in erster Linie einen größeren Adressraum und an die heutigen Bedürfnisse angepassten Funktionen. Es wurde bereits Ende 1994 von der Internet Engineering Task Force (IETF) empfohlen und ist auch als Internet Protocol next Generation (IPnG) bekannt. Seit diesem Zeitpunkt haben sich eine Vielzahl von Unternehmen, Organisationen und Netzwerkfirmen an die Entwicklung erster sogenannter Dual-Stack-Implementierungen beteiligt. Dabei werden beide Standards sowohl IPv4 als auch IPv6 parallel unterstützt, so dass die Anwender ihre herkömmliche Netzwerkinfrastruktur weiter nutzen können.

Neben Website-Anbietern, haben sich auch einige Internet Service Provider (ISPs) sowie Router- und Switch-Hersteller zu IPv6 offiziell ausgesprochen. Allerdings hält sich laut der WorldIPv6launch.org-Webseite die Beteiligung sehr zurück. Neben mehr als 3000 Internetanbieter sind nur knapp 70 Netzwerkanbieter und ISPs sowie nur 5 Netzwerkausrüster offiziell als Unterstützer von IPv6 aufgeführt. Zu den bekannten Webseiten zählen zum Beispiel Google, Microsoft, Facebook oder Yahoo. Im Bereich Netzwerk sind ATT, KDDI, Verizon und auch die Deutsche Telekom, Free oder Swisscom aufgeführt. Die deutschen Netzwerkanbieter halten sich offiziell noch zurück, doch Testbetriebe der Telekom oder Kabel Deutschland laufen bereits. Sehr zurückhalten zeigen sich auch die Netzwerkausrüster. Hier sind offiziell nur Cisco, D-Link und Zyxel als europäische Vertreter aufgeführt. Doch viel andere wie etwa AVM oder Netgear bieten in ihren Produkten IPv6-Support seit geraumer Zeit an.

Der Prallelbetreib von IPv4 und IPv6 ist die erste Stufe im Umstieg auf das neue Internetprotokoll. Nach einhelliger Meinung vieler Unternehmen wird es allerdings noch Jahre dauern bis IPv4 endgültig ersetzt wird.

IPv6 - die wichtigsten Detail

Die IETF hat zusammen mit anderen Internet-Organisationen festgelegt, dass die IPv6-Adressen von der Internet Assigned Numbers Authority (IANA) zentral verwaltet werden. Anders als bei den IPv4-Adressen ist die Vergabe der IPv6-Adressen nicht bindend, so das bereits vergebene Adressenblöcke wieder zurückgefordert werden können. Dies kann aus technischen Gründen oder wegen Missbrauchs erfolgen.

Das neue Internetprotokoll unterscheidet zwischen drei Arten von unterschiedlichen Adressen:

Die Unicast-Adresse stellt einen Identifikator für eine Schnittstelle an einem Computer oder Netzwerkgerät dar. Ein Datagramm an eine Unicast-Adresse wird zugestellt, wenn es durch die entsprechende Interface-Adresse erkannt wird. Die Anycast-Adressen sind Identifikatoren für eine Gruppe von Schnittstellen an einem System oder an mehreren Geräten. Die Multicast-Adressen legen eine Gruppe fest. Sendet ein Netzwerkgerät ein gültiges Datagramm an eine Multicast-Adresse, empfangen alle Schnittstellen, die der Gruppe zugehörig sind, diese Nachricht.

Die bekannteste IPv6-Änderung, ist die Vergrößerung des IP-Adressbereiches. So wurde die Adressenlänge von 32 (Beispiel: 192.168.17.2) auf 128 Bit (Beispiel: fedc:ba98:7654:3210:aaee:ba77:1234:0123) erweitert, so dass sich daraus eine astronomische große Adressanzahl mit 13 Stellen ergibt. Weitere Informationen über IPv6 finden Sie in unseren Beiträgen Ratgeber - Alles was Sie über IPv6 wissen sollten und Das müssen Sie bei der Migration auf IPv6 beachten. (hal)