Licht und Schatten bei 40/100-GbE

Vorsicht: Highspeed Ethernet HSE birgt neue Probleme

Heutige Rechenzentrumsnetze stoßen bei der Performance an ihre Grenzen. Abhilfe verspricht die Migration auf 40- oder 100-Gigabit-Ethernet. Doch beim Upgrade auf das Highspeed Ethernet sind einige Hürden zu nehmen.

Blade-Server werden immer leistungsfähiger. Die Blade-Dichte pro Rack steigt, erste Hersteller verbauen auf den Server-Motherboards 10-Gigabit-Ethernet-Ports. Erschien 10-Gigabit-Ethernet im Data-Center-Backbone vor Kurzem noch mehr als ausreichend, droht jetzt bereits ein Engpass. Erschwerend kommt hinzu, dass die Konvergenz von Daten- und Speichernetzen sowie der Virtualisierungstrend ebenfalls ihren Tribut in Sachen Bandbreite fordern. Je nach Anwendungsszenario wird die Netzinfrastruktur des Rechenzentrums früher oder später an ihre Leistungsgrenzen stoßen.

Warum Highspeed Ethernet?

Abhilfe könnte die derzeit allerdings noch teure Migration zu 40- oder 100-Gigabit- Ethernet (GbE) schaffen - die Branche spricht auch von Highspeed Ethernet (HSE). Das scheint einfach zu sein, sind doch eigentlich nur Switches oder Module auszutauschen. Entsprechendes Equipment bringen immer mehr Hersteller auf den Markt. So kündigte beispielsweise Cisco Ende Januar eine neue Produktfamilie für 40- und 100-GbE an.

Auf dem Papier ist damit die Migration erledigt. Schließlich verlangt HSE auf den oberen Layern des OSI-Schichtenmodells keine Änderungen, ist also für Applikationen und Protokolle transparent. Und selbst auf der Link-Layer-Ebene hat sich nichts geändert, HSE entspricht den bereits bekannten älteren Ethernet-Versionen. So wurde etwa das herkömmliche Ethernet-Frame-Format beibehalten. Die Minimal- beziehungsweise Maximallänge eines Basis-Frames liegt nach wie vor bei 64 sowie 1518 Bytes.

Dennoch kann sich eine HSE-Migration schnell zu einem kostspieligen Projekt entwickeln, das so eventuell nicht budgetiert war. Teuer sind nicht nur die derzeitigen GbE-Komponenten - Kostenfallen lauern auch an anderen Stellen wie

  • der Verkabelung,

  • dem Netz-Monitoring,

  • im Switch-Chassis selbst oder

  • in der Netzinfrastruktur.

Versteckte Kosten

Nicht umsonst raten etliche Experten aufgrund dieser versteckten Kosten derzeit zu einer abwartenden Haltung. "Unternehmen sollten genau prüfen, ob sich die Migration für sie lohnt, denn 40- und 100-GbE-Interfaces werden ein Vielfaches von 10-GbE-Equipment kosten", empfiehlt etwa Andreas Herden, Leader Data Technical Operations bei Avaya. "Ein Trunk mit viermal 10 GbE ergibt in der Summe auch 40 GbE - das ist für viele Firmen derzeit noch wirtschaftlicher." Ähnlich sieht es Mathias Wietrychowski, Architekturverantwortlicher Borderless Networks bei Cisco: "Für eine sinnvolle Migration sollte man 40-GbE in Betracht ziehen und hier insbesondere, dass die 40-GbE-Anschlüsse auch mit jeweils viermal 10-GbE betrieben werden können."

Letztlich kommen die Unternehmen um einen kritischen Blick auf ihre Netzlast nicht herum. Wird etwa 100-GbE kurzfristig überhaupt benötigt? Gerade im Zuge der Diskussionen um Cloud Computing und Virtualisierung ist eine Detailvorhersage schwierig. Wer kann heute wirklich sagen, wie sich die virtualisierten Apps von morgen im RZ-Betrieb verhalten? Werden sie wirklich häufig von einem Server-Rack zum anderen verschoben und generieren so eine Netzlast, die sogar 100-GbE benötigt?