Jahresrückblick

Die News-Highlights 2007

27.12.2007 von Matthias Sternkopf
Was haben ein blasenschwacher Hund, besorgte Porno-Stars und eine explodierende Insel gemeinsam? Sie alle schafften es in unsere News-Highlights 2007! TecChannel präsentiert eine subjektive Zusammenstellung der besten, wichtigsten, dümmsten, skurrilsten und interessantesten Nachrichten des Jahres.

Die News des Jahres 2007 hatten es zum Teil in sich. TecChannel unterteil die Highlights in acht verschiedene Rubriken ein. Während die Kategorie Lifestyle am omipräsenten iPhone genauso wenig vorbeikam wie am Second-Life-Hype, drehten sich die interessantesten Porno-News oft um die Kombination aus Rasurbrand und High-Definition.

In der Kategorie Sicherheit wurden seltene Taschenrechner-Viren entdeckt und verrückte Wissenschaftler schmierten ihre quietschende Festplatte mit Öl und wunderten sich daraufhin, warum selbige den Dienst verweigerten. „It´s not a bug, it´s a feature!“: Für die drei unterhaltsamsten News in der Rubrik Bugs zeichnet sich – wer hätte es gedacht – Microsoft verantwortlich.

Auch die Hacker waren 2007 fleißig und bescherten uns den einen oder anderen Grund zum Schmunzeln. Gar nicht zum Lachen finden dagegen Datenschützer das Jahr 2007 – bedeutete für sie doch die Verabschiedung des Gesetzes zur Vorratsdatenspeicherung das Ende der digitalen Freiheit.

In der Kategorie der schönsten Missgeschicke 2007 zeigen wir Ihnen unter anderem, welchen Schaden ein Hund mit Blasenschwäche verursachen kann. Und die Visionen und Innovationen des Jahres zeigen unter anderem, warum HP der Meinung ist, dass Laptops bald überflüssig sind.

Lifestyle

Hilfe, mein CEO hat ein iPhone!“, jammerten Sicherheitsexperten in vielen Unternehmen auf der ganzen Welt Ende Juli 2007. Trotz des hohen Lifestyle-Faktors war Apples Handy aus Sicherheitsgründen nicht überall gerne gesehen. Was muss die IT-Abteilung beachten, wenn sich die Mitarbeiter mit dem Apple-Gerät in das Unternehmensnetz einklinken wollen? Der wichtigste Tipp frei nach Douglas Adams: Keine Panik!

Auffällig unauffällig wurde es gegen Ende des Jahres um Second Life. Es schien, als wäre der übertriebene Medien-Hype überstanden und die Second-Life-Bevölkerung vom Aussterben bedroht. Denn im Juli wurde klar: die virtuelle Welt kann nicht das halten, was sie zunächst versprochen hat bzw. was sich viele Unternehmen erhofft hatten.

Linden Labs: Für Second Life war 2007 ein schwarzes Jahr
Foto:

Im Mai sorgte ein interessantes Experiment für Aufsehen. Ein Google-Anzeige mit einer außergewöhnlichen Botschaft trieb ihr Unwesen im Netz. „Ist Ihr PC virenfrei? Infizieren Sie sich jetzt!“ Man wollte herausfinden, wie viele User tatsächlich auf eine „Werbung“ dieser Art klicken – mit überraschendem Ergebnis.

Dass Windows gerne mal Daten nach Redmond verschickt, ist ein altbekanntes und ungeliebtes Feature. Aber im Dezember trieb es Microsoft noch weiter. Denn wer sich in den USA freiwillig ausspionieren ließ, dem schenkte Microsoft sein Betriebssystem Windows Vista Ultimate. Ist der Ruf erst ruiniert…

Im September wurde bekannt, dass die aktuelle Version von Google Earth eine nette versteckte Zusatzfunktion hat. Drückt man eine bestimmte Tastenkombination, startet in Google Earth ein Flugsimulator, mit dem man über unsere Erde fliegen kann. Ob Google damit Microsofts Flight Simulator Konkurrenz machen wollte, ist nicht bekannt.

Dass IT-Profis ein ganz besonderes Völkchen sind, ist unlängst bekannt. Dass sie aber im Büro besonders gerne knutschen und schlafen ist vielen neu. Doch genau das behauptet eine Studie vom Oktober.

Porno

Auch IT-Profis bleiben von Porno-News nicht verschont und 2007 gab es einiges Interessantes aus dem verrucht-dämmrigen Rotlichtmilieu zu berichten.

Im Januar brodelte die Gerüchteküche. Denn angeblich hat Sony das Pressen der Schmuddelfilmchen auf ihren sauberen Blu-ray-Medien verboten. Der Pornoindustrie war es egal. Die hatte sich längst für die horizontale Massenproduktion auf HD-DVD entschieden – aus Kostengründen.

Viele vermuteten die Pornoindustrie als entscheidendes Zünglein an der Waage im Format-Krieg Blu-ray vs. HD-DVD. Schon den Streit der Systeme zwischen der VHS und Betamax in den 80er-Jahren soll die Erotikbranche maßgeblich mitentscheiden haben.

Pornofilme: In Japan ist das Angebot an Schmuddelfilmchen auf Blu-ray mittlerweile beachtlich.

Aber für die Darsteller und vor allem Darstellerinnen offenbarte sich ein gänzlich neues Problem: Den Porno-Stars war High Def zu scharf. Die Kombination aus Rasierbrand und 1920 x 1080 Pixel trieb einigen Porno-Sternchen den hoch aufgelösten Angstschweiß auf die Stirn. Bislang blieben kleinere Makel auf DVD oder VHS unsichtbar – aber in Zukunft bleibt der geneigte Betrachter von keinem Detail verschont.

Ein Peripherie-Gerät der besonderen Art erregte im Mai die Gemüter. Vor allem die von Apple. Der Stein des Antoßes nannte sich iGasm und versprach den Musik-Genuß auf eine ganz neue Ebene zu bringen. Genauer gesagt handelte es sich um ein Sex-Spielzeug, das sich unter anderem an den iPod anschließen ließ und dann munter im Takt der Musik vibrierte. Apple fackelte nicht lange und verklagte die kreativen Amerikaner.

Im August stellte die australische Regierung einen Internet-Pornofilter für Kinder vor. Preis für das Mammutprojekt: ca. 51 Millionen Euro. In der Theorie schön, in der Praxis peinlich. Ein 16-jähriger knackte den Porno-Filter völlig unkompliziert in nur 30 Minuten. Was für eine Geldverschwendung.

Sicherheit

Anfang Juni entdeckten die Profis von Kasperky Laps einen besonders seltenen Schadcode – den Taschenrechner-Virus. Er ist gerade mal 492 Byte groß und läuft auf Texas Instrument TI-89-Taschenrechnern. Aber keine Sorge vor der Pandemie: laut Kaspersky existiert so gut wie keine Möglichkeit, dass sich der Virus verbreitet.

Im September unterlief Medion ein peinlicher Fehler. Wie mehrere Käufer des Aldi-Notebooks Medion MD96290 berichten, war das europaweit verkaufte Gerät ab Werk mit dem Virus Stoned Angelina infiziert. Besonders pikant: Der vorinstallierte Virenscanner erkannte den Schädling sofort, konnte ihn jedoch nicht entfernen.

Jeder weiß, der Mensch ist die kritischste Schwachstelle an einem Passwortsystem. Wie einfach es aber tatsächlich ist, auf zwischenmenschlicher Ebene einem Befragten sein ach so geheimes Passwort zu entlocken, erstaunte dann doch sehr. Laut einer Studie gelang es gerade mal 36 Prozent tatsächlich ihr Passwort nicht zu verraten.

Menschliches Versagen: Passwörter geheim zu halten fällt vielen schwer.
Foto: Computerwoche

Die von Kroll Ontrack jährlich zusammen getragenen spektakulärsten Datenrettungsfälle sind ein längst etablierter Klassiker. Und auch dieses Jahr überrascht der Einfallsreichtum der ungewollten Datenvernichtung. Wer würde zum Beispiel schon auf die Idee kommen, seine quietschende Festplatte mit Öl zu schmieren?

Aber es gab auch andere Möglichkeiten, Daten zu verlieren. Mal fielen Bänder mit Personalstammdaten aus dem Auto, dann war eine CD unauffindbar oder es wurden unzählige Datensätze von Mitarbeitern in Tauschbörsen kopiert. So wurden aus simplen Datenverlusten wahre Katastrophen.

Bugs

Auch die Bugs kamen 2007 nicht zu kurz und Microsoft spielte wieder ganz vorne mit. Das Unternehmen gab im Juli zu, dass unglaubliche 11,6 Millionen verkaufte Xbox-360-Konsolen fehlerhaft waren. Die Redmonder rechneten darauf hin mit Reparaturkosten von über einer Milliarde US-Dollar.

Wie ist das Ergebnis der Rechnung 77,1 x 850? Laut Excel 2007 lautete die Lösung 100.000. Das bei Microsoft für Excel verantwortliche Team ist kürzlich auf diesen Fehler und einige andere Rechenfehler aufmerksam geworden. Der Bug betraf die Kalkulationsergebnisse, die bei 65.535 lagen. Die Redmonder stellten daraufhin relativ zügig einen Patch parat.

Screenshot: Für alle, die sich Excels skurrilen Fehler genauer anschauen wollen.

Richtig merkwürdig verhielt sich Microsoft im April 2007. Ein israelischer Sicherheitsexperte warnte vor neuen Schwachstellen in Word 2007. Aber die erwartete Reaktion seitens Microsoft blieb aus. Stattdessen sagte eine Microsoft-Sprecherin, dass keines der gezeigten Lecks eine Schwachstelle in Word 2007 sei.

Angeblich fügte sie an, dass die Abstürze kein Sicherheits-Problem, sondern ein Feature seien. Denn sollte Word 2007 nicht mehr wissen, was es mit einem „komischen“ Word-Dokument anfangen soll, stürzt es laut Microsoft einfach ab. Aber das sei nicht schlimm, Anwender könnten ja die Applikation neu starten.

Hacker

Die Hacker waren auch dieses Jahr wieder fleißig. Absolut rekordverdächtig war eine Aktion Ende Oktober. Nur einen Tag nach dem offiziellen Release gab es im Internet bereits Informationen, wie man das neue Apple-Betriebssystem Mac OS X 10.5 Leopard auf normalen PCs schnurren lassen kann. Liebevoll nannte die Hacker ihr Baby HackinTosh.

Und auch Microsofts Vista-Aktivierung hatte keine lange Lebensdauer. Im März veröffentlichten Softwarepiraten einen Genuine-Crack für Windows Vista. Damit ließen sich erstmals raubkopierte Versionen von Home Basic/Premium und Ultimate vollständig aktivieren. Die Piraten benutzen dafür eine BIOS-Emulation. Microsoft machte den Fehler einem Großteil von OEM-Herstellern zu erlauben, voll aktivierte Vista-Versionen mit auszuliefern. Das machten sich die findigen Hacker schnell zu Nutze.

Im Mai gelang es einem besonders fiesen Hacker sogar, eine ganze Insel in die Luft zu jagen - zum Glück jedoch nur in der virtuellen Parallelwelt Second Life. Die Insel wurde dabei restlos zerstört. Linden Lab fiel das klaffende Loch erst am nächsten Morgen auf. Zur Erleichterung des Insel-Eigentümers konnte die Insel jedoch vollständig rekonstruiert werden.

Im August bemerkte der Betreiber eines Blogs mit Schrecken, dass er ohne Vorwarnung aus dem Google-Index verschwunden war. Nach weiteren Untersuchungen fand er heraus, dass seine Seite gehackt wurde und wer dafür verantwortlich war. Jetzt war seine Zeit gekommen. Er rächte sich auf seine ganz spezielle Art und Weise bei dem Hacker.

Schlimmer erwischte es einen Hacker aus Amerika. Der muss für erstaunliche 110 Jahre hinter Gitter. Er schickte Mails mit Trojanern an minderjährige Mädels um sensible Daten zu ergaunern. Damit erpresste er dann einige der Mädchen – zugegeben - alles andere als ein Kavaliersdelikt.

Gesetze

Schwer zu glauben aber wahr: iTunes war im Januar in Norwegen illegal. Apples Musikportal iTunes verstoße gegen norwegisch Gesetz denn die aus dem Musikshop heruntergeladenen Musikstücke ließen sich nur auf Apples iPod abspielen. Für Norwegen Grund genug, das ganze kurzerhand zu verbieten. Respekt für diese mutige Entscheidung.

Völlig den Respekt verloren haben dagegen deutsche Datenschützer vor ihrer Regierung. Das äußerst bedenkliche Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung wurde tatsächlich verabschiedet. Ein dunkles Zeitalter der willkürlichen Überwachung scheint angebrochen zu sein.

Hackerparagraf: Hacking-Tools aller Art wurden umfassend verboten.
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Besonders interessierte TecChannel-Leser die News über die seit Anfang 2007 gesetzlichen verpflichtenden Angaben für E-Mails. Unter die neue Regelung fallen zum Beispiel Angebote, Bestellungen, Kündigungen, aber auch Newsletter. Viele befürchteten damals eine wahre Abmahnflut.

Im Juli spitzte wegen der Einführung des Hackerparagrafen (§ 202c StGB) die gesamte IT-Branche die Ohren. Alle im IT-Bereich tätigen Personen sahen sich schon mit einem Bein im Gefängnis, wenn sie die Hacking-Tools besitzen, nutzen oder über ihren Einsatz sprechen. Man befürchtete, das Hackerparagraf zu einer Kriminalisierung der heute in allen Unternehmen, Behörden und von Privaten verwendeten Programme, deren Zweck in der Aufdeckung von Sicherheitslücken in IT-Systemen liegt, führe. Auch TecChannel reagierte und wollte mit einer Strafanzeige gegen das BSI für klarere gesetzliche Vorgaben sorgen. Leider bislang ohne den erhofften Erfolg.

Missgeschicke

Die IT-Branche blieb auch 2007 nicht von Missgeschicken verschont. Im August legte ein Hund das Computersystem einer ganzen Firma lahm. Grund: Eine Mitarbeiterin ließ ihren Vierbeiner in der Firma unbeaufsichtigt und der dumme Hund hatte nicht besseres zu tun ,als sofort sein Revier zu markieren. Der Server starb daraufhin in einer übel-riechenden Urin-Rauchwolke und die Mitarbeiterin wurde gefeuert.

Wer Möbel aus Hotels klaut, wandert in den Bau. Soweit nichts Neues. Ein Fall vom November zeigt, dass dies auch für virtuelle Möbel aus Online-Hotels gilt. Ein 17-jähriger Holländer klaute digitales Mobiliar im Wert von 4.000 Euro und ließ sich erwischen.

Knuffige Gefahr: Hunde sollte man nicht in Servernähe unbeaufsichtigt lassen.

Ein 20-jähriger Amerikaner hatte im April eine großartige Idee. Er war arbeitslos und langweilte sich dementsprechend. Also veröffentlichte er seine Telefonnummer auf YouTube. Als er daraufhin über 5.000 Anrufe erhielt strich ihm sein Telefon-Provider kurzerhand seine freien Wochenendminuten.

Dem Staat Tennessee unterlief ein besonders peinliches Missgeschick. Er errichtete ein Rechenzentrum ausgerechnet auf einer alten Deponie. Dumme Idee! 20 Jahre nach dem Bau sackten Teile des Gebäudes ab. Zu allem Überfluß wird das Rechenzentrum jetzt auch noch von eimen Dammbruch bedroht.

Visionen und Innovationen

Zu guter letzt zeigen wir Ihnen die interessantesten Visionen und Innovationen 2007. So wurde im Oktober verkündet, dass Forscher des U.S. Air Force Research Laboratory eine Batterie entwickelt haben, die ein Notebook mit einer Ladung länger als 30 Jahre mit Energie versorgen soll. Die Nukleare Batterie soll dabei weder radioaktiv strahlen, noch giftigen Abfall hinterlassen.

Nicht neu aber jetzt für jeden, der zahlt, zugänglich: Handyortung via Webbrowser. In Städten kann damit der Standort eines Mobiltelefons auf 100 bis 150 Meter genau bestimmt werden. Perfekt für Menschen, die immer wissen wollen, wo sich der Partner gerade aufhält.

Zukunftsmusik: Forscher sehen das Ende der Computer-Maus.
Foto: Andreas Butz

Ginge es nach einem Münchner Forscher, haben die PC-Mäuse bald ausgedient. Er und sein Team entwickeln neue Ansätze bei der Computerbedienung. Ziel: Der Computer soll machen, was der User will, und nicht nur, was der User der Maschine sagt.

Wenn es nach der Meinung des HP-Experten McKinney ginge, spielten Notebooks in Zukunft keine wichtige Rolle mehr. In einem Interview mit Welt Online erzählt der Experte, dass Unternehmen bald nur noch „Thin Client-Rechner“ einsetzen werden. Ob er sich da mal nicht etwas weit aus dem Fenster gelehnt hat. (mst)