Von Nokia Castle bis Cisco City

Nokia glaubt an Innovation

In Mountain View entwickelt Nokia Internet Communications unter anderem seine Security-Appliances. Das Unternehmen steht aus mehreren Gründen auf unserem Reiseplan: Mobile Solutions und IT-Sicherheit gelten derzeit als Impulsgeber des Marktes, und der Anbieter soll eines der interessantesten Testlabors in der Region besitzen.

Weil der Highway durch eine ausgedörrte Landschaft und an einer riesigen Navy-Airbase vorbeiführt, erwarten wir vom Ziel am Fairchild Drive unwillkürlich Industrie-Tristesse - stattdessen finden wir Palmen, viel Grün, Blumen und Natursteingebäude mit Dachziegeln, gemauerten Bögen und hohen Fenstern. "Nokia Castle" nennen Valley-Bewohner den Campus. Europäische Augen sehen eher eine mexikanische Ranch. Unter den Palmen machen Angestellte Mittagspause - wäre das Meer zu sehen, wirkte das ganze wie ein Ferienhotel. Hier deutet äußerlich nichts auf eine Wirtschaftskrise.

Zu Beginn des Gesprächs mit Dan MacDonald, Vice President Produktmanagement, und Michael Larkin, Director of Communications, bringen wir eine These der Gartner Group ins Spiel: Im April 2002 prognostizierten die Marktforscher während ihres Frühjahrstreffens in Florenz, dass es bis 2005 keine bahnbrechenden IT-Innovationen geben werde, die den Umsatz der Branche in Schwung bringen könnten. Diese Aussage brachte die Enttäuschung der Anwender und Investoren auf den Punkt, die nach dem Ende des Dotcom-Hypes der gesamten IT-Wirtschaft nicht mehr vertrauten.

"Make it simple - do no harm"

MacDonald teilt die Gartner-Meinung nicht, weist aber auch auf die Problematik des Begriffs "Innovation" hin: "Es gibt inkrementelle Innovation, die sich zum Beispiel in fortwährenden Produktverbesserungen niederschlägt, substanzielle Innovation, bei der sich Verfahren und Techniken tatsächlich grundlegend ändern, und disruptive Innovation, die technische Entwicklungslinien oder den Lebensalltag so fundamental aus den Angeln hebt wie die Erfindung des Buchdrucks oder des Telefons."

Einen Umbruch der zuletzt genannten Art erwartet der Manager vom mobilen Internetzugang. "Alles dreht sich heute um den Zugriff auf Informationen", meint er, "und deshalb werden sich mobile Geräte durchsetzen". Substanzielle Neuerungen finden seiner Ansicht nach zurzeit im Bereich des Netzwerkmanagements statt, wobei die wirtschaftliche Lage und die wachsenden Anforderungen an die Administratoren die Entwicklung sogar vorantreiben: "Modernes Netz- und Sicherheitsmanagement muss dem Grundsatz folgen: Make it simple - do no harm", erklärt MacDonald. "Gerade die Security-Systeme müssen sich noch einfacher verwalten lassen." Er sieht die Zukunft aber nicht in einer simplen Dreistufensteuerung, wie sie beispielsweise Microsoft für unerfahrene Administratoren propagiert. Mit sichtlichem Stolz zeigt er stattdessen, wie sein Unternehmen den Administratoren das Leben leichter machen will: Veränderungen an der Konfiguration von Nokia-Appliances oder Updates sollen sich mit einem Knopfdruck jederzeit wieder zurücknehmen lassen, sodass ein Sicherheitsverantwortlicher seine Systeme stetig verbessern kann, ohne befürchten zu müssen, mit einem Fehler stundenlang das ganze Unternehmensnetz lahm zu legen.

Darüber hinaus will Nokia für alle Geräte die Benutzeroberflächen optimieren, neue Möglichkeiten für die Systeminventarisierung schaffen und den Auf- und Abbau von VPN-Verbindungen erleichtern. Die Ausrüstung des Communicators mit einem VPN-Client für Checkpoint-gestützte Lösungen passt ebenfalls in dieses Bild. "Nur verbesserte Sicherheit bringt das mobile Internet voran", betont MacDonald. Keine Herausforderung sieht er in den wachsenden Bandbreiten - die existierenden Konzepte lassen sich seiner Meinung nach auch an die Leistungsbedingungen in internen Netzen weiterhin anpassen.