Applikationen virtualisieren

XenApp-Workshop - Anwendungen zentral ausführen und verwalten

28.04.2011 von Johann Baumeister,
Citrix bietet mit XenApp 6.0 eine Software an, die Anwendungen zentral bereitstellen und verwalten kann. Wir haben die Möglichkeiten des Programms zur Anwendungsvirtualisierung anhand einer praxisnahen Testinstallation ausgelotet.

Für unseren Praxis-Workshop mit XenApp laden wir uns die aktuelle Version von XenApp Version 6.0 von der Website des Herstellers. Citrix bietet zwei Versionen der Software an: als ISO-Image und als Zip-Datei. Das ISO-Image ist durch einen DVD-Brenner auf einer DVD zu hinterlegen. Da diese ISO-Datei fast 4,8 GByte umfasst, muss dazu eine Dual-Layer-DVD herangezogen werden. Die ZIP-Datei wiederum beinhaltet ebenfalls die ISO, nur eben in höherer Packungsdichte.

Bildergalerie: Citrix XenApp.
Citrix XenApp 6.0
Das Setup von XenApp ist menügeführt und erfordert nur wenige Benutzereingriffe.
Citrix XenApp 6.0
Durch den XenApp Server Role Manager werden die Rollen definiert und installiert.
Citrix XenApp 6.0
Zu den wichtigsten Schritten bei der Konfiguration gehört die Erstellung einer neuen XenApp-Serverfarm.
Citrix XenApp 6.0
Über zwei Webinterface erfolgt der Zugriff auf die XenApp-Umgebung.
Citrix XenApp 6.0
Die Verwaltungskonsole von XenApp ist übersichtlich und klar strukturiert. Hierin finden sich alle Verwaltungsobjekte, wie die Server, die Applikationen oder die Veröffentlichungs-Richtlinien.
Citrix XenApp 6.0
Der Aufruf der Anwendung kann über die Taskleiste erfolgen.

In diesem Beitrag zeigen wir, wie der Anwender Citrix XenApp sehr einfach und komfortabel installieren kann. Darüber demonstrieren wir praxisnah anhand von Beispielen, wie Anwendungen mithilfe von XenApp ausgeführt beziehungsweise genutzt werden können. Auch auf die zentralen Verwaltungsmöglichkeiten der Anwendungs-Virtualisierungs-Software gehen wir kurz ein.

Die Testumgebung

Unser Testrechner für XenApp basiert auf einer virtuellen Umgebung mit 2 GByte Hauptspeicher. Als Betriebssystem verwenden wir einen Windows Server 2008 R2. Dieser ist Mitglied in einer Domäne. Auch den entsprechenden Domänen-Controller richten wir in einer virtuellen Maschine ein. Sein Betriebssystem ist ebenfalls ein Windows Server 2008 R2.

Das Host-System wiederum besteht aus einem Rechner mit einer Quad-Core-CPU, 12 Gigabyte RAM, zwei Netzwerkkarten, einer Festplatte mit 1 TByte Kapazität und einer Grafikkarte mit zwei angeschlossenen Bildschirmen.

Startvorbereitungen: Das Setup von XenApp ist menügeführt und erfordert nur wenige Benutzereingriffe.

Zum Setup ist die DVD einzulegen oder das ISO-Image zuzuweisen, um dann die virtuelle Maschine davon zu starten. Der Installationsdialog ist menügeführt und ermöglicht in übersichtlicher Darstellung viele Hilfen zum Setup. Im ersten Setup-Dialog werden unter anderem die folgenden Optionen eingeblendet: die Anzeige der XenApp-Dokumentation, die Option "Komponenten manuell installieren" und der Eintrag "XenApp-Server installieren". Im Test wählen wir Letzteres. Dabei erfolgt eine menügesteuerte Einrichtung als Komponente von XenApp.

XenApp verlangt einiges an Vorbereitungen, kümmert sich aber selbstständig um die Bereitstellung dieser Voraussetzungen. Zu diesen Systemanforderungen gehören unter anderem das .NET Framework 3.5. SP1, Microsoft Visual C++ SP1, Microsoft Visual J#, die Gruppenrichtlinienverwaltung, die IIS-Dienste sowie die IIS-Features für XenApp. Ferner werden die Remote-Desktop-Dienste in Windows aktiviert. All diese Module werden durch den Installationsprozess aus dem XenApp-Installationsimage geladen. Eine Verbindung mit dem Internet oder der Microsoft-Website ist zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht notwendig.

Einfache Installation durch den Role Manager

Die eigentliche Installation wird durch den XenApp Server Role Manager unterstützt und gesteuert. XenApp unterscheidet nach drei Editionen: einer Platinum Edition, einer Enterprise Edition und der Advanced Edition. Für den Workshop entscheiden wir uns für den Einsatz der Enterprise Edition.

Instruktor: Durch den XenApp Server Role Manager werden die Rollen definiert und installiert.

Zu den weiteren Rollen von XenApp gehören die des Lizenzservers, eines Web-Interfaces, des Secure Gateways, der Energie, der Kapazitätsverwaltung und des EdgeSight Servers. Nach der Auswahl der Rollen und Softwareoptionen führt das Setup-Programm die Installation durch. Dabei sind Neustarts des Systems notwendig. Generell kann man den Setup-Prozess in dieser Zeit allerdings unbeaufsichtigt lassen. Nachdem wir die systemseitigen Voraussetzungen allesamt erfüllen, treten während der Installationsphase keine unvorhergesehenen Besonderheiten auf.

Arbeitsvorbereitungen: Zu den wichtigsten Schritten bei der Konfiguration gehört die Erstellung einer neuen XenApp-Serverfarm.

In dieser ersten Phase des Setups werden die Softwaremodule vom Installationsimage auf das Zielsystem gebracht. Im zweiten Schritt erfolgt schließlich die Konfiguration von XenApp. Zu dessen wichtigsten Schritten zählt die Erstellung einer neuen XenApp-Serverfarm. Der gesamte Konfigurationsablauf ist durch Assistenten gesteuert. Wenn man mit den konzeptionellen Grundlagen von XenApp vertraut ist, sollte das sicherlich kein Problem bereiten. Im Rahmen der Konfiguration ist auch eine Verwaltungsdatenbank einzurichten. Hier entscheiden wir uns für die Nutzung des SQL-Servers; er wird als SQL Server Express Edition während des Setups eingerichtet.

Web-Interfaces als Zugangsportal für die Anwender einrichten

Sind alle vorbereitenden Arbeiten abgeschlossen, müssen zwei Web-Interfaces eingerichtet werden; dies erfolgt durch eine gleichnamige Verwaltungskonsole. Die Web-Interfaces dienen dem Zugang zum System. Prinzipiell ermöglicht XenApp den Zugang zu den Anwendungen über zwei Varianten: über einen Browser und über die Icons-Taskleiste rechts unten. Beim Einsatz des Citrix-Receivers erfolgt der Zugriff über Links im Startmenü unter Programme. Des Weiteren kann bei der Konfiguration bereits die Domäne bestimmt werden. Die Anwender brauchen dann die Domäne nicht mehr anzugeben. Dies geschieht im Hintergrund durch die XenApp-Verwaltungsmodule.

Zugriffssteuerung: Über zwei Web-Interface erfolgt der Zugriff auf die XenApp-Umgebung.

Ist die Basiskonfiguration so weit vorbereitet, sind im nächsten Schritt die Applikationen einzurichten. Dies passiert durch die Delivery-Service-Konsole von XenApp, also die zentrale Verwaltungskonsole von XenApp. Alle weiteren Konsolen und Verwaltungshilfen dienen vor allem der initialen Einrichtung des Systems. Für viele dieser Verwaltungsarbeiten stellt Citrix darüber hinaus Assistenten bereit, die bei der Auswahl der Konfigurationsparameter helfen.

Schnelle Anwendungsveröffentlichung durch Assistenten

Im nächsten Schritt des Workshops richten wir als Beispiel das Windows Wordpad als freizugebende Anwendung ein. Dieses Programm ist klein, schnell und, da es zum Standardumfang von Windows gehört, auf jedem Windows-Rechner zu finden.

Um unsere Anwendung nutzen zu können, konfigurieren wir einen entsprechenden Client. Hierbei setzen wir auf ein Windows-7-System. Den Client melden wir ebenfalls bei unserer Domäne an. Damit werden Namensauflösung und Zugriffe auf Domänenobjekte vereinfacht.

Um die Applikation nun nutzen zu können, stehen zwei Möglichkeiten bereit: Entweder verwendet man das vorher eingerichtete Webportal; darin blendet XenApp die freigegebenen Anwendungen - in unserem Beispiel ist das nur das Wordpad - ein. Oder man geht über die Taskleiste. In jedem Fall benötigt der Client dazu jeweils ein Plug-in. Für den Workshop richten wir beide PlugIns ein und spielen beide Aufrufsequenzen durch.

Übersichtlich: Die Verwaltungskonsole von XenApp ist übersichtlich und klar strukturiert. Hierin finden sich alle Verwaltungsobjekte, wie die Server, die Applikationen oder die Veröffentlichungsrichtlinien.

Nach dem Aufruf der Website finden sich in den Browser-Fenstern die freigegebenen Anwendungen. Die Ausführung der Anwendung wird einfach durch Doppelklick angestoßen. Für den Nutzer sind ab diesem Moment keinerlei Änderungen gegenüber einer lokal installierten Anwendung sichtbar. Beachten sollte man aber, dass grafikintensive Anwendungen mitunter mit leichter Verzögerung zur Ausführung kommen können.

Freie Auswahl: Der Aufruf der Anwendung kann über die Taskleiste erfolgen.

Überzeugt von dem Konzept, machen wir uns anschließend an die Freigabe weiterer Anwendungen. Das Notepad, der Windows Explorer, der Internet Explorer und ähnliche Anwendungen sind auf diese Weise schnell für eine serverbasierte Ausführung vorbereitet. Auch komplexere Anwendungen, wie etwa Word oder weitere Office-Anwendungen, können nach demselben Verfahren einfach für die Anwender freigegeben werden.

Fazit

Citrix hat seine XenApp-6.0-Software zur Virtualisierung von Anwendungen im Vergleich zum Vorgänger abermals verbessert. Wie unser Workshop zeigt, sind die Einrichtung des System und die Verwaltung durch viele Hilfen und Assistenten stark vereinfacht. Alle eingerichteten Anwendungen laufen auf unserem Testsystem einwandfrei. Allerdings sind bei grafikintensiven Anwendungen Zeitverzögerungen beziehungsweise Performance-Einbußen möglich.

Wer die Grundlagen und Konzepte des XenApp-Systems kennt, wird damit keine Probleme haben. Die Herausforderung für den Anwender liegt mehr in der konzeptionellen Vorarbeit und dem Design einer entsprechenden XenApp-Infrastruktur für die Virtualisierung von Anwendungen. (hal)